Leben an der Grenze

Die Frage, ob die Arbeit der WochenKlausur Kunst sei oder eher Sozialarbeit begleitet die Gruppe von Beginn an.


Sozialprojekte statt Ausstellungen, gesellschaftspolitisches Engagement statt Bildern, Videos oder Installationen - nach diesem Konzept arbeitet die Gruppe WochenKlausur. Ggegründet wurde sie vor 10 Jahren von Wolfgang Zinggl.

Seiner Gruppe geht es um die Verbesserung des Zusammenlebens von Menschen. "Die traditionelle Kunst hat das Formale im Blickwinkel, wir gehen davon ab und sagen, es gibt eine Gestaltung, die auf den Inhalt ausgerichtet ist", so der ehemalige Bundeskunstkurator Wolfgang Zinggl.

Gelungene Projekte

Siebzehn Projekte hat die Gruppe WochenKlausur in den zehn Jahren ihres Bestehens durchgeführt: So fährt seit der ersten Intervention eine mobile Ambulanz zur medizinischen Versorgung von Obdachlosen durch Wien, ein Bus, in dem Monat für Monat 700 Patienten betreut werden. In Linz wurde eine Agentur für Recycling gegründet, in Krems ein Bürgerbeteiligungsprojekt zur Gestaltung des Pfarrplatzes durchgeführt und zur Biennale in Venedig 1999 hat die Gruppe WochenKlausur Sprachschulen im Kosovo aufgebaut. Zinggl geht es um nachhaltige Veränderung, um eine Katalysatorfunktion der Kunst. "Wenn etwas weg ist, kurz nachdem wir es begonnen haben, dann würde ich sagen, ist es nur halb gelungen", sagt Zinggl.

But is it Art?

Immer wieder wurde Wolfgang Zinggl vorgeworfen, dass die Arbeit der Gruppe WochenKlausur nichts mit Kunst zu tun habe. Wenn Künstler sich als Sozialarbeiter ausgeben, dann verliere die Kunst ihren Autonomiestatus und betreibe so ihre eigene Abschaffung. Denn was bleibt von der Kunst übrig, wenn sie nicht mehr als solche zu erkennen ist. Der Wiener Philosoph Konrad Paul Liessmann kritisiert, dass man dann jede Aktivität Kunst nennen könne, womit wiederum nichts gesagt sei.

Liessmann vs. Zinggl

"Im Gegensatz zu den theoretischen Grundlagen der WochenKlausur stehe ich auf dem Standpunkt, dass es nicht um eine Erweiterung sondern im Gegenteil um eine Verengung des Kunstbegriffs gehen muss. Für alles, was nicht mit ästhetischen Dimensionen zu tun hat, gibt es keinen Grund, das Kunst zu nennen."

Die WochenKlausur will keine Sozialarbeit machen, sondern den Kunstbegriff in diese Richtung drängen, meint Wolfgang Zinggl - "als Gruppe von Künstlern, die mit den Kunstinstitutionen und der Kunstszene verwoben ist - ob die das wollen oder nicht".

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