Geteert und gefedert

Wie ein Alchimist braut Peter Hopkins seine Bilder. Jetzt in der Wiener Galerie Insam.
Von Roland Schöny.


Fast bedrohlich sehen viele der Bilder von Peter Hopkins aus. Sie sind aus gefährlichen Stoffen gemacht. Aus Lack, dessen Lösungsmittel unabsehbare Wirkungen hervorrufen, manche Werke enthalten Teer, Benzin oder Säure. Wenn man sie ansieht, kann man ohne Weiteres den Eindruck gewinnen, dass unter der Abdeckfolie aus Plastik, mit der die Oberfläche überzogen ist, ein Gemisch aus unberechenbaren Substanzen zusammengebraut wurde.

Gefundene Substanzen

"Covered Site", 1999

Anfang der 90er Jahre wurden diese Arbeiten von Peter Hopkins international als neue Form des Bildermachens rezipiert. Sie waren abstrakt und erzählten doch etwas vom urbanen Dasein der Gegenwart. In gewisser Weise waren sie gemalt ... und dennoch konnte man auch sagen: Peter Hopkins verwendet ready mades. Denn die eingesetzten Substanzen gebrauchte er wie Fundstücke.

Dieses Prinzip hat der 1955 in Massachuttets geborene und seit mehr als eineinhalb Jahrzehnten in New York lebende Künstler bis heute beibehalten. Dennoch hat sich der formale Charakter seiner Arbeiten stark verändert.

Hopkins verwendet nun auch Textilien wie schwarze Damenstrumpfhosen oder farbige Stoffe, die im wahrsten Sinne des Wortes kreuz und quer über den Bildträger gespannt werden. Es gehe ihm um Materialien, die dem menschlichen Körper nahe stehen, sagt Hopkins.

Fragmentierte Welt

Dass die fertigen Bilder, die aussehen wie Collagen oder Puzzles aus Mosaiksteinen, auch an gotische Kirchenfenster erinnern, ist von Hopkins durchaus beabsichtigt, wie er erklärt. Interessant sei nämlich auch, das Fragmentarische in diesen Arbeiten.

Bemerkenswert sei, so Peter Hopkins, dass die Kirchenfenster auch deshalb wie ein Puzzle aus verschiedenen Farben und Gläsern zusammengesetzt seien, weil die Welt nicht in ihrer Totalität wahrgenommen werden kann, sondern bloß als Kombination mehrer Teile. Nach genau diesem Prinzip seien auch diese Bilder aus Fundstücken aufgebaut, erklärt Peter Hopkins.

Verrückte Wahrnehmung

Von einem bruchstückhaften Erkennen der Realität erzählen seine Werke und von der Spiegelung des Betrachters im Kunstwerk. Das Schillern der Farben wiederum sieht Hopkins in Zusammenhang mit Techniken der Bewusstseinserweiterung, wie zum Beispiel der Einnahme von Drogen, Extasy zum Beispiel. Deshalb auch der Ausstellungstitel Ex.T.See., was sich kaum übersetzen lässt, aber soviel bedeutet wie "außerhalb sehen", außerhalb konventioneller Zusammenhänge.

Hopkins möchte ein intensives Erleben ermöglichen. Deshalb hat er am Eingang zur Ausstellung eine Installation mit den Scherben eines Spiegels gestaltet. Bereits im Hausflur auf dem Weg zur Galerie hört man Tonaufnahmen von splitterndem Glas.

Durch die Lautstärke sollen die Konvention des dezenten Small Talks in der Galerie ein wenig durchbrochen werden. Und hier schließt sich Kreis der Inszenierung. Ohne Aktion oder Performance versucht Peter Hopkins im Rahmen einer klassischen Galeriesituation Intensitäten zu schaffen, die körperlich berühren oder vom Körperlichen erzählen.

"Covered Site", 1999

Die Substanzen die er verwende, seien soziale Flüssigkeiten, erläutert Hopkins, Kosmetika, medizinische Farbstoffe, Stoffe des urbanen Lebens. Und auch die festen Materialien wie etwa Damenstrumpfhosen erinnern an ihre einstige Köpernähe.

Die Ausstellung mit neuen Arbeiten des amerikanischen Künstlers Peter Hopkins läuft zur Zeit in der Wiener Galerie Grita Insam.

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