Geteert und gefedert | |
Wie ein Alchimist braut Peter Hopkins seine Bilder. Jetzt in der
Wiener Galerie Insam.
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Fast bedrohlich sehen viele der Bilder
von Peter Hopkins aus. Sie sind aus gefährlichen Stoffen gemacht. Aus
Lack, dessen Lösungsmittel unabsehbare Wirkungen hervorrufen, manche Werke
enthalten Teer, Benzin oder Säure. Wenn man sie ansieht, kann man ohne
Weiteres den Eindruck gewinnen, dass unter der Abdeckfolie aus Plastik,
mit der die Oberfläche überzogen ist, ein Gemisch aus unberechenbaren
Substanzen zusammengebraut wurde. Gefundene Substanzen
Anfang der 90er Jahre wurden diese Arbeiten von Peter Hopkins
international als neue Form des Bildermachens rezipiert. Sie waren
abstrakt und erzählten doch etwas vom urbanen Dasein der Gegenwart. In
gewisser Weise waren sie gemalt ... und dennoch konnte man auch sagen:
Peter Hopkins verwendet ready mades. Denn die eingesetzten
Substanzen gebrauchte er wie Fundstücke. Dieses Prinzip hat der 1955 in Massachuttets geborene und seit mehr als
eineinhalb Jahrzehnten in New York lebende Künstler bis heute beibehalten.
Dennoch hat sich der formale Charakter seiner Arbeiten stark
verändert. Hopkins verwendet nun auch Textilien wie schwarze Damenstrumpfhosen
oder farbige Stoffe, die im wahrsten Sinne des Wortes kreuz und quer über
den Bildträger gespannt werden. Es gehe ihm um Materialien, die dem
menschlichen Körper nahe stehen, sagt Hopkins. Fragmentierte Welt Dass die fertigen Bilder, die aussehen wie Collagen oder Puzzles aus
Mosaiksteinen, auch an gotische Kirchenfenster erinnern, ist von Hopkins
durchaus beabsichtigt, wie er erklärt. Interessant sei nämlich auch, das
Fragmentarische in diesen Arbeiten. Bemerkenswert sei, so Peter Hopkins, dass die Kirchenfenster auch
deshalb wie ein Puzzle aus verschiedenen Farben und Gläsern
zusammengesetzt seien, weil die Welt nicht in ihrer Totalität wahrgenommen
werden kann, sondern bloß als Kombination mehrer Teile. Nach genau diesem
Prinzip seien auch diese Bilder aus Fundstücken aufgebaut, erklärt Peter
Hopkins. Verrückte Wahrnehmung Von einem bruchstückhaften Erkennen der Realität erzählen seine Werke
und von der Spiegelung des Betrachters im Kunstwerk. Das Schillern der
Farben wiederum sieht Hopkins in Zusammenhang mit Techniken der
Bewusstseinserweiterung, wie zum Beispiel der Einnahme von Drogen, Extasy
zum Beispiel. Deshalb auch der Ausstellungstitel Ex.T.See., was sich kaum
übersetzen lässt, aber soviel bedeutet wie "außerhalb sehen", außerhalb
konventioneller Zusammenhänge. Hopkins möchte ein intensives Erleben ermöglichen. Deshalb hat er am
Eingang zur Ausstellung eine Installation mit den Scherben eines Spiegels
gestaltet. Bereits im Hausflur auf dem Weg zur Galerie hört man
Tonaufnahmen von splitterndem Glas. Durch die Lautstärke sollen die Konvention des dezenten Small Talks in
der Galerie ein wenig durchbrochen werden. Und hier schließt sich Kreis
der Inszenierung. Ohne Aktion oder Performance versucht Peter Hopkins im
Rahmen einer klassischen Galeriesituation Intensitäten zu schaffen, die
körperlich berühren oder vom Körperlichen erzählen.
Die Substanzen die er verwende, seien soziale Flüssigkeiten, erläutert
Hopkins, Kosmetika, medizinische Farbstoffe, Stoffe des urbanen Lebens.
Und auch die festen Materialien wie etwa Damenstrumpfhosen erinnern an
ihre einstige Köpernähe. Die Ausstellung mit neuen Arbeiten des amerikanischen Künstlers Peter
Hopkins läuft zur Zeit in der Wiener Galerie Grita
Insam. | ||||||