VN Sa, 10.5.2003

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Kultur 

So richtig eingekreist

Michael Mittermayer mit "Aperfiguren" in Feldkirch

VON ARIANE GRABHER

Feldkirch (VN) Mit Zyklen wie "Lawinenkunde" oder "26 Buchstaben" war der Zeichner und Grafiker Michael Mittermayer zuletzt präsent. Im Feldkircher Kunstverein A4 zeigt er jetzt seine neueste Produktion: "Aperfiguren".

Auf den Begriff, der dem neuen, ca. 30 Nummern starken Werkzyklus den Titel verleiht, ist Michael Mittermayer bei den Recherchen für sein Lawinenprojekt in einer wissenschaftlich-geologischen Abhandlung gestoßen. Seither haben ihn die "Aper figuren" als titelgebendes Wort einerseits und als formale Kategorie andererseits nicht mehr losgelassen .

Vor dem Küchenfenster

Dass der in Bludenz lebende und arbeitende Künstler die Motive dazu quasi von seinem Küchenfenster aus im Blick hatte, war ein zusätzlicher Anreiz, sich mit der Kamera und dem Bleistift auf Feldforschung und auf die Suche nach Resten von in der Frühlingssonne rasch dahinschmelzenden Schneefeldern zu begeben.

Die dabei entstandenen Notizen dienten als Grundlage für die Arbeiten auf Papier. Umgesetzt in Bleistift- und Buntstiftzeichnungen und dem für Mittermayer typischen, kreiselnden Duktus, wurden ausschließlich Formen ausgewählt, die an nichts erinnern sollten. Formen, die nur auf sich selbst verweisen, stark genug sind, um für sich allein zu stehen. Dass die Bilder vom realen Ausgangspunkt über die Abstraktion in der Zeichnung eine Transformation erfahren, die ihrer fragilen, momenthaften Erscheinung in der Natur nicht unähnlich ist, verdanken die Blätter vor allem ihrer zeichnerischen Auflösung. Dabei steht der Mittermayer'sche Stil für keinen zeichnerischen Strich im eigentlichen Sinn, sondern vielmehr für eine kreisförmig rotierende Bewegung, die das Papier wie die größer werdenden Wachstumsringe eines Baumes überzieht.

Ohne Anfang und Ende

Ihr ordnet sich alles unter, sie lässt weder Anfang noch Ende erkennen, sondern wabenartige Strukturen wuchern, die die Formen kokonartig umschlingen, einkreisen und dabei selbst Form sind. Aus der Gleichförmigkeit der Bewegung, der strengen Beschränkung der Mittel (einzige Ausnahme bildet das Papier), der immergleichen Formatgröße und Wahl des Ausschnittes erwächst letztlich eine Vielfalt von Formen, die wie dreidimensionale Gebilde aus der planen Bildoberfläche ragen.

Dass die Aperfiguren trotz ihrer vom Künstler beabsichtigten vermeintlichen "Bedeutungslosigkeit" bei jedem Betrachter jede Menge unterschiedlichster Konnotationen wecken, lässt sich nicht vermeiden. Es passiert einfach, und soll wohl auch so sein.

Auf eine Nähe setzend, wie sie auch der kleine, intime Galerieraum vermittelt, bilden die "Aperfiguren" so nicht nur ein sehr angenehmes Gegenüber, sie stellen auch eine visuelle Herausforderung dar.

Die Ausstellung "Aperfiguren" von Michael Mittermayer ist im Kunstverein A4 in Feldkirch bis 29. Mai zu sehen. Geöffnet Dienstag und Donnerstag 17.30 bis 20, Samstag, 10 bis 12 Uhr, sowie nach telefonischer Vereinbarung unter 0664/240 67 95.

Arbeit von Mittermayer. (Foto: ag)




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