VON ARIANE GRABHER
Bregenz (VN) Dem Bergsteiger George
Leigh Mallory und dem Mythos um sein Verschwinden im Nebel und Eis
des Mount Everest 1924 huldigt die Ausstellung im Palais Thurn und
Taxis.
Auf dem Gipfel angekommen, ist die Mühsal des Aufstiegs
schnell vergessen - dass es eine seiner schwierigsten Ausstellungen
gewesen sei, so Sandner, sieht man dem fertigen Produkt, das weniger
mit der Abbildlichkeit als vielmehr mit der Provokation Berg spielt,
gar nicht an. Viel eher schon, dass es vielleicht auch eine seiner
persönlichsten und gelungensten ist. Nicht nur, dass Sandner selbst
passionierter Berggänger ist. Er ist außerdem mit den meisten der
vertretenen Künstler schon längere Zeit befreundet, sodass ihm diese
Nähe und Kenntnis des jeweiligen Werkes auch einen speziellen Blick
darauf erlaubt. Besonders deutlich wird dies im Falle von Gottfried
"Göpf" Bechtold, dessen installatives "Lager" aus Stein und Bruch
vor dem Künstlerhaus die Ausstellung eröffnet.
Die Umkreisung der Alpen
Hegten Sandner/Bechtold bereits in den 70ern gemeinsame
Berg-Ausstellungs-Pläne und wollten unter anderem den Pfänder
erhöhen, so ist Bechtold schon allein deswegen zu Recht prominent
vertreten in der Schau.
Sein aus farbigem Gips gemachter, filetierter "Monte Gesso"
entlockt unwillkürlich ein Schmunzeln, während der noch nie
vollständig gezeigte "Alpenbericht 1976/77. Die Umkreisung der
Ostalpen mit dem Auto" bestimmt zu den Gustostückerln zählt.
Mit einer etwas anderen Auswahl ist auch Heinz Greissing
vertreten. Nicht die bekannten Streifenbilder, sondern eine
Fotosequenz, die den Künstler in Aktion zeigt, sowie ein Lithogramm,
das von einem echten Stein (einem Mini-Gebirge) abgenommen wurde.
Künstler wie Max Peintner oder Winfried Fessler, selbst intensive
Bergsteiger, sind "ein Geschenk für jeden Kurator" (Sandner).
Sie befassen sich in ihrem Schaffen schon längere Zeit mit dem
Medium, wie das Ölkreide-"Panorama eines Kletterers in vier
Fragmenten" von Peintner oder die einmal an den Wiener Aktionismus,
dann wieder an Höhlenzeichnungen angelehnten Arbeiten von Fessler
beweisen. Dagegen würde man visuelle Poesie und Heinz Gappmayr,
neben den fast mythologisch anmutenden, gemalten Berglandschaften
von Elmar und Elisabeth Trenkwalder ein weiterer der gut vertretenen
Tiroler, kaum in der Ausstellung vermuten. Mit "Echo", "Stille" und
den spitzen Gipfeln von "Zeit" sind seine Arbeiten eine
Kontraposition zu einer Abbildlichkeit, die bei "Medium Berge" fast
ausschließlich der Fotografie überlassen wurde.
Dazugewonnen
Dazu zählen die zarten entschwindenden Berglandschaften
von Eva Schlegel, ebenso wie die unvergleichlichen Aufnahmen von
Bergstraßen und Staumauern der Margherita Spiluttini, ohne die eine
solche Ausstellung wohl schwerlich ausgekommen wäre. Auch die
Wachsdrucke von Andreas Dworak, eine "Segantini-Beschwörung"
(Sandner) aus dem Engadin und dem Montafon, lassen sich hier
einreihen. Ein Bergpanorama der anderen Art entsteht dagegen in der
Arbeit von Siegrun Appelt und Markus Weisbeck, die durch die große
Präsentation als Wandinstallation in Bregenz noch gewinnt. Wenig zum
Thema Berg gab es bislang von Oswald Oberhuber, den Sandner vor
allem als Zeichner schätzt, und der mit einem Block von Zeichnungen
sowie einer Wandarbeit und einer Reihe von durchaus ironischen
Objekten vertreten ist.
Mit Christoph Lissy hat es Sandner auch geschafft, einen der
Angst hat vor Bergen in die Ausstellung zu holen. Ob Lissy sein
Trauma allerdings aufarbeitet, bleibt ebenso rätselhaft, wie die
Frage, wie denn die Papierberge von Tone Fink, aus echtem
Nepalpapier, nach der Performance des Künstlers aussehen werden.
Fink hat ein ganzes Bergpanorama zum Thema Ausverkauf der Berge
gestaltet, während Ruth Schnell in "Matterhorn", einer
überarbeiteten Version ihrer Arbeit von 1993, den berühmten
Schweizer Berg in der Draufsicht präsentiert. Paul Renner ist unter
anderem mit einer Nietzsche-Hommage vertreten sowie Alfred Graf mit
einer schönen Installation seiner "Reiseskizzen".
Den Panoramablick auf das Medium Berge rundet schließlich
Übervater Joseph Beuys mit seinen "Gletscher-Varianten" ab.
Der Vorarlberger Christoph Lissy thematisiert sein
Berg-Trauma.