VN Sa, 13.7.2002

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Wer hat Angst vor dem Berg?

Zu den Arbeiten im Künstlerhaus

VON ARIANE GRABHER

Bregenz (VN) Dem Bergsteiger George Leigh Mallory und dem Mythos um sein Verschwinden im Nebel und Eis des Mount Everest 1924 huldigt die Ausstellung im Palais Thurn und Taxis.

Auf dem Gipfel angekommen, ist die Mühsal des Aufstiegs schnell vergessen - dass es eine seiner schwierigsten Ausstellungen gewesen sei, so Sandner, sieht man dem fertigen Produkt, das weniger mit der Abbildlichkeit als vielmehr mit der Provokation Berg spielt, gar nicht an. Viel eher schon, dass es vielleicht auch eine seiner persönlichsten und gelungensten ist. Nicht nur, dass Sandner selbst passionierter Berggänger ist. Er ist außerdem mit den meisten der vertretenen Künstler schon längere Zeit befreundet, sodass ihm diese Nähe und Kenntnis des jeweiligen Werkes auch einen speziellen Blick darauf erlaubt. Besonders deutlich wird dies im Falle von Gottfried "Göpf" Bechtold, dessen installatives "Lager" aus Stein und Bruch vor dem Künstlerhaus die Ausstellung eröffnet.

Die Umkreisung der Alpen

Hegten Sandner/Bechtold bereits in den 70ern gemeinsame Berg-Ausstellungs-Pläne und wollten unter anderem den Pfänder erhöhen, so ist Bechtold schon allein deswegen zu Recht prominent vertreten in der Schau.

Sein aus farbigem Gips gemachter, filetierter "Monte Gesso" entlockt unwillkürlich ein Schmunzeln, während der noch nie vollständig gezeigte "Alpenbericht 1976/77. Die Umkreisung der Ostalpen mit dem Auto" bestimmt zu den Gustostückerln zählt.

Mit einer etwas anderen Auswahl ist auch Heinz Greissing vertreten. Nicht die bekannten Streifenbilder, sondern eine Fotosequenz, die den Künstler in Aktion zeigt, sowie ein Lithogramm, das von einem echten Stein (einem Mini-Gebirge) abgenommen wurde. Künstler wie Max Peintner oder Winfried Fessler, selbst intensive Bergsteiger, sind "ein Geschenk für jeden Kurator" (Sandner).

Sie befassen sich in ihrem Schaffen schon längere Zeit mit dem Medium, wie das Ölkreide-"Panorama eines Kletterers in vier Fragmenten" von Peintner oder die einmal an den Wiener Aktionismus, dann wieder an Höhlenzeichnungen angelehnten Arbeiten von Fessler beweisen. Dagegen würde man visuelle Poesie und Heinz Gappmayr, neben den fast mythologisch anmutenden, gemalten Berglandschaften von Elmar und Elisabeth Trenkwalder ein weiterer der gut vertretenen Tiroler, kaum in der Ausstellung vermuten. Mit "Echo", "Stille" und den spitzen Gipfeln von "Zeit" sind seine Arbeiten eine Kontraposition zu einer Abbildlichkeit, die bei "Medium Berge" fast ausschließlich der Fotografie überlassen wurde.

Dazugewonnen

Dazu zählen die zarten entschwindenden Berglandschaften von Eva Schlegel, ebenso wie die unvergleichlichen Aufnahmen von Bergstraßen und Staumauern der Margherita Spiluttini, ohne die eine solche Ausstellung wohl schwerlich ausgekommen wäre. Auch die Wachsdrucke von Andreas Dworak, eine "Segantini-Beschwörung" (Sandner) aus dem Engadin und dem Montafon, lassen sich hier einreihen. Ein Bergpanorama der anderen Art entsteht dagegen in der Arbeit von Siegrun Appelt und Markus Weisbeck, die durch die große Präsentation als Wandinstallation in Bregenz noch gewinnt. Wenig zum Thema Berg gab es bislang von Oswald Oberhuber, den Sandner vor allem als Zeichner schätzt, und der mit einem Block von Zeichnungen sowie einer Wandarbeit und einer Reihe von durchaus ironischen Objekten vertreten ist.

Mit Christoph Lissy hat es Sandner auch geschafft, einen der Angst hat vor Bergen in die Ausstellung zu holen. Ob Lissy sein Trauma allerdings aufarbeitet, bleibt ebenso rätselhaft, wie die Frage, wie denn die Papierberge von Tone Fink, aus echtem Nepalpapier, nach der Performance des Künstlers aussehen werden. Fink hat ein ganzes Bergpanorama zum Thema Ausverkauf der Berge gestaltet, während Ruth Schnell in "Matterhorn", einer überarbeiteten Version ihrer Arbeit von 1993, den berühmten Schweizer Berg in der Draufsicht präsentiert. Paul Renner ist unter anderem mit einer Nietzsche-Hommage vertreten sowie Alfred Graf mit einer schönen Installation seiner "Reiseskizzen".

Den Panoramablick auf das Medium Berge rundet schließlich Übervater Joseph Beuys mit seinen "Gletscher-Varianten" ab.

Der Vorarlberger Christoph Lissy thematisiert sein Berg-Trauma.




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