Thomas Stolzeti wandelt auf der anderen Seite in Alfred Kubins Traumwelt. Bild: N. Mangafas
Vor hundert Jahren, 1909, erschien „Die andere Seite“. Der einzige Roman des Künstlers Alfred Kubin schildert, versehen mit zahlreichen Illustrationen, den Aufenthalt des Ich-Erzählers in Perle, Hauptstadt eines gespenstischen Traumlands. Einer „Freistätte für die mit der modernen Kultur Unzufriedenen“, in dem „die Einbildung Realität“ ist.
Martina Winkel hat einzelne Szenen aus dem Werk, das in seiner befremdlichen Wirkung unweigerlich an jenes Kafkas erinnert, zu einer stimmungsvollen Inszenierung verwoben.
Im Schummerlicht dimmbarer Lämpchen nimmt das Publikum an kleinen runden Tischen Platz, zwischen denen Ich-Erzähler Thomas Stolzeti hin und her eilt, den Texten dabei mit packender Impulsivität Leben einhaucht.
Der Blick des Zusehers, oder Lokalgasts, schweift hin und her, zwischen ihm und den teils live von Andreas Pfaffenberger gefilmten Videoprojektionen: Auf einer Leinwand treiben Figuren (Roger Titley) ihr traumhaftes Schattenspiel. Veranschaulichen die angstbesetzte Begegnung mit dem einstigen dubiosen Schulkameraden Claus Patera, der Sensenmann kündet vom Tod der Frau. Fast wie ein Leitmotiv wirkt die immer wiederkehrende zeichnende Hand.
Die dimmbaren Lämpchen tauchen den kleinen, intimen Bühnenraum in ein kafkaeskes Schattenreich, getragen von sparsamer Musik (Max Nagl), die mehr aus Klängen, Geräuschen besteht. Tonspuren von Berg, Webern, Schönberg, fallende Wassertropfen, wie in einer Tropfsteinhöhle. Etwas Jenseitiges liegt über dem Geschehen, in dem der Tod allgegenwärtig scheint. An der Wand lehnt ein Skelett.
Eine stimmungsvolle, liebevolle und durchdachte Inszenierung, in deren Dauer von eindreiviertel Stunden sich nur gen Ende doch ein paar Längen und Wiederholungen einschleichen.
Info: 10.–15. Nov., 19.30 Uhr, Karten: 0664 / 82 83 860, www.linz09, www.landesgalerie.at. Vor jeder Vorstellung Führung durch das Kubin-Kabinett, um 18 Uhr
24. November, Bergschlößl Linz
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