Agnes Husslein : Alle sind Konkurrenten. In der heutigen Zeit
versucht jeder, Besucher an sein Haus zu binden. Die Österreichische
Galerie hat aber ohnehin eine grundsätzliche Orientierung. Wenn Sie
wollen, in gewisser Weise die Albertina. Aber ich stehe auf dem
Standpunkt: Man hat sich zu behaupten.
Wo wollen Sie das Belvedere in der Museumslandschaft
positionieren?
Als Kompetenzzentrum für Österreichische Kunst.
Sie haben gesagt, dass Sie stärkere Akzente auf Mittelalter und
Barock setzen wollen. Wie möchten Sie das umsetzen?
Lasst Euch überraschen! Aber es gehört natürlich alles neu aufgestellt.
Zudem werde ich neue Wege gehen: Zeitgenössische Künstler werden sich mit
Mittelalter auseinander setzen. Es wird Kooperationen geben.
Seit 2000 ist die Basisabgeltung für Bundesmuseen eingefroren. Wie
sehen Sie der finanziellen Lage des Museums entgegen?
Ich bin mir bewusst, dass das Geld knapp ist. Aber ich bin es gewohnt,
Drittmittel zu lukrieren.
Wie sehr muss sich heutzutage ein erfolgreicher Museumsdirektor auch
auf dem gesellschaftlichen Parkett ins Spiel bringen?
Das ist scheinbar gerade großes Thema. Heutzutage wird aber ein Haus
auch über den Direktor definiert. Wilfried Seipel wird mit dem
Kunsthistorischen Museum identifiziert – wenn er über das Haus spricht,
hören die Leute zu. Man muss als Direktor schon die Trommel rühren!
Werden Sie als Direktorin auch auf große Namen setzen?
Es wird sicher Personalen, Themenausstellungen geben. Jetzt muss ich
erst einmal schauen, was zum Haus passt. Das ist ein Prozess. Ich habe
aber sicher ein paar gute Ideen.
Im Oktober letzten Jahres wurden Sie kurz als Nachfolgerin von
Lentos-Direktorin Stella Rollig gehandelt. War da etwas dran?
Nein, das war eine Zeitungsgeschichte.
Ist das Wiener Museums-Pflaster in den letzten Jahren härter
geworden?
Sicher, freilich. Alles hat sich geändert, allein durch die
Ausgliederung (Anm. der Bundesmuseen).
Der Direktor muss sich um die Wissenschaft, das Sammeln und Bewahren,
gute, interessante Ausstellungen und um Finanzierung kümmern. Ein Direktor
ist heute Manager.
Dienstag, 21. März
2006