OÖNachrichten
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von
Julia Evers
KUNSTUNI LINZ: Gender housing - Interventionen
Zeitausgleich im Musterhaus
Sich mit Wohnen und Alltag im Stadtraum auseinanderzusetzen und über Wirkungsweisen nachzudenken, das war der Ausgangspunkt für die Arbeiten von fünf Künstlerinnen, die am Dienstag in der Linzer Kunst-Universität präsentiert wurden.

Projektleiterin Gabriele Heidecker hält das Gender-Thema in der Architektur noch immer für unterbewertet. "Bereits kleine Eingriffe wie eine größere Küche, könnten Familienmitglieder in alltägliche Arbeiten miteinbeziehen", sagt sie.

Bewusstsein für Hausarbeit in den öffentlichen Raum tragen, war auch die Motivation des Projektes von Iris Aue. Unter dem Namen "Zeitausgleich" hat sie durchsichtige Plastiktragetaschen auf der einen Seite mit der zu verrichtenden Arbeit bedruckt - beispielsweise schmutzigem Geschirr. Auf der anderen Seite ist die Abwasch wieder sauber, die Arbeit getan. "Ich wollte auf die Zeit aufmerksam machen, die dazwischen liegt. In die Tragetaschen soll ein Buch oder eine Badehose rein - Zeitausgleich also."

Veronika Schubert liefert in der Arbeit "Musterhäuser" einen Anstoß, um über Ideal-Muster nachzudenken. Auf Postkarten, einem Symbol für Urlaubsidyllen, druckte sie Häuser in eigenwilligen Farben und mit gestrickter Oberfläche.

"Nehmen Sie Raum" von Katharina Lackner ruft dazu auf, mittels eines "Basic-Kits" öffentlichen Raum in Besitz zu nehmen: Absperrband, Kreiden und Fahnen werden mitgeliefert.

Andrea Reisinger hat in ihrer Arbeit "XX" drei nach männlichen Dichtern und Komponisten benannte Straßen und Plätzen (Mozartstraße, Schillerpark, Goethestraße) weibliche Pendants gegenübergestellt. Durch Audioinstallationen werden deren Werke hörbar.

Ausgehend von Angsträumen hat Sybille Ettengruber in "SW-schwarz-weiß" Dunkelheit thematisiert. Sie wird täglich in Linz eine Lichtperformance durchführen.

Informationen zu Zeiten und Orten: www.ufg.ac.at/gender-housing

Gender housing

Der englische Begriff Gender bezieht sich im Unterschied zum biologischen auf das soziale Geschlecht. Gender bezeichnet alles, was in einer Kultur als typisch für ein bestimmtes Geschlecht angesehen wird, wie beispielsweise Kleidung und Beruf. Der geschlechtergerechte und -sensible Umgang mit Planen, Bauen und Wohnen bis hin zum Städtebau ist Thema des Gender housing.

OÖnachrichten vom 12.01.2006
 
   



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