06.10.2002 20:20
Von erstaunlicher Aktualität
Bruno
Gironcolis Bruno Gironcolis Frühwerk - Mischtechniken aus den 60ern - in der
Galerie Hofstätter
Die Galerie Hofstätter zeigt eine wirklich museale
Sammlung von Objekten und Papierarbeiten aus Bruno Gironcolis "Frühwerk".
Annähernd alle zwischen 1964 und 1977 entstandenen Polyesterobjekte des 1936
geborenen Künstlers und seit 1977 Nachfolgers Fritz Wotrubas als Professor an
der Wiener Akademie der bildenden Künste sind versammelt: Etwa die Köpfe oder
die Figur auf einem Punkt stehend.
Dazu kommen die Großobjekte
Große Messingfigur von 1969, die Figur aus gleichförmigen Teilen
von 1972 und Großer Broncetisch aus den Jahren 1975/77. Einige
der ergänzenden Mischtechniken (Comics zwischen Pop und Westcoast-Zeichnung, in
den charakteristischen Silber- und Bronzetönungen) waren bislang noch nie
öffentlich ausgestellt.
Können die Polyesterobjekte noch als Paraphrasen
auf den Gebrauchswert von (50er-Jahre-)Mobiliar gelesen werden, und damit auch
als Kommentare auf die enge kleinbürgerlicher Kabinette, so kommen in den
großen, maschinenartigen Objektkonstellationen auch die Hintergründe und Folgen
der Enge - Faschismus, Gewalt, sexuelle Repression und Perversion,
masochistische und sadistische Praxis - intensiv zum Ausdruck.
Die
Papierarbeiten scheinen bisweilen Anleitungen zum Gebrauch von Gironcolis
"Junggesellenmaschinen" zu sein - sie implementieren die Gerätschaften
unbestimmt gewalttätigen Zwecks in ein, bloß an der Oberfläche glänzend
lackiertes, soziales Umfeld. (mm/DER STANDARD, Printausgabe, 7.10.2002)