Deutsche Malergranden
Mönchsberg. Immendorff, Lüpertz, Kiefer und Newton: 400 Werke der Sammlung „MAP“ sind im Museum der Moderne Salzburg.
Gudrun Weinzierl SALZBURG (SN). Deutschland verfügt über solvente Sammler, auch solche, die die Öffentlichkeit an ihrer Leidenschaft teilhaben lassen, ohne ihre Identität preiszugeben. Im Besitz des Museums der Moderne Salzburg (MdM) befindet sich seit Herbst 2010 eine derartige Sammlung. Daraus werden ab morgen, Samstag, bis 11. Juli zwei Künstler im Museum auf dem Mönchsberg präsentiert (im Obergeschoß sind, wie berichtet, Skulpturen Alberto Giacomettis). Je rund fünfzig Werke von Markus Lüpertz und Jörg Immendorff geben Einblick in die hochkarätige Sammlung deutscher Gegenwartskunst, die auch Künstler der jungen, sogenannten zweiten Malergeneration einschließt.
So sind erst vor Kurzem 20 Gemälde des 44-jährigen Dresdener Malers Eberhard Havekost zum Bestand der Sammlung MAP in Salzburg hinzugekommen. Mit diesen wurde während der Wintermonate in der Dresdener Kunsthalle eine Einzelausstellung Havekosts bespielt.
Wer lässt seine viele Millionen Euro wertvolle Sammlung als auf vorerst zehn Jahre befristete Leihgabe nach Salzburg ziehen? Dies muss – so will es der Vertrag – für die Öffentlichkeit unbeantwortet bleiben. Auch die Erklärung des Namens „MAP“ unterliegt vertraglicher Verschwiegenheit. Verraten werden darf, dass es sich um eine Sammlerfamilie aus Bremen handelt.
Sichtbar wird anhand der in der Sammlung vertretenen Künstler auch die Vorliebe und Nähe des Sammlers zur Akademie der Bildenden Künste in Düsseldorf. Ein befreundeter Verleger habe zwischen Sammler und Museum vermittelt, sagt MdM-Direktor Toni Stooss. „Da das Museum der Moderne Salzburg zentral auf das ,Menschenbild‘ und auf ,Kunst aus dem deutschsprachigen Raum‘ ausgerichtet ist, bringt die Sammlung ,MAP‘ eine großartige Bereicherung für das Haus.“ Das MdM verpflichtet sich neben Lagerung, Erhaltung und Versicherung der Exponate auch zu deren Präsentation.
Zudem wird das Museum der Moderne dank dieser Sammlung auch als Leihgeber für andere Museen interessant. Vor Kurzem ist die Ausstellung „Helmut Newton – Werke aus dem Museum der Moderne Salzburg – Leihgabe der Sammlung MAP“ im Kunsthaus Apolda Avantgarde in Thüringen zu Ende gegangen. Helmut Newtons Akt- und Modefotografie ist ein Konvolut der Sammlung. Toni Stooss sagt, er plane, Newtons Bilder im Herbst und Werke Anselm Kiefers nächstes Jahr in Salzburg zu zeigen.
Für die aktuelle Ausstellung hat Veit Ziegelmaier, Sammlungsleiter des MdM, Gemälde, Skulpturen und Zeichnungen der beiden Malergranden Jörg Immendorff und Markus Lüpertz nach Werkgruppen und Themen kombiniert, dabei Parallelen im Schaffen und eine Chronologie der Entwicklungen sichtbar gemacht.
Beide waren bis zum Tod Jürg Immendorffs 2007 freundschaftlich verbunden. Beide behandeln Themen der deutschen Gesellschaft, Zeit- und Kulturgeschichte. Beide sind Vertreter der Figuration. Besonders Jörg Immendorff sah in der Kunst ein Mittel zur politischen Einflussnahme, zur Revolte gegen politische und soziale Missstände, wie im Ausstellungsraum zum Thema „Neuer Krieg – neue Kunst“ zu sehen ist. Immendorff hat in seinem von 1977 bis 1983 entstandenen Zyklus „Café Deutschland“ die deutsch-deutsche Teilung angeprangert und die Wiedervereinigung des Landes vorausgesehen.