Aus Lara Almarceguis Zutatenliste für die Secession: ein paar Tonnen Beton, Gips, Holz, Ziegel und Mörtel.
Wien - Sich einem Ort anzunähern, indem man nach dem fragt, was ihn kennzeichnet und woraus er gemacht ist, ähnelt der Arbeitsweise einiger weniger behutsamer Landschaftsplaner. Diese geradezu archäologische Art der Analyse hat die spanische Künstlerin Lara Almarcegui auf die Secession angewandt - genauer gesagt auf deren Hauptraum.
Viel Mörtel und Beton, wenig Glas und eine ganze Menge mehr Gips, als man denkt, benötigte man zum Bau des lichten Ausstellungsraums, dazu kommen in unterschiedlichen Mengenverhältnissen Holz, Terrazzo, Ziegel, Styropor und Stahl. Almarcegui hat die "Zutaten" (allesamt aus Recycling-Prozessen) ebendort feinsäuberlich in Haufen aufgeschüttet, als wolle man gleich mit Kuchenbacken beginnen. Ein Hausfrauenvergleich, von dessen Verwendung man ihr abriet. Aber, sagt Almarcegui lachend, die Metapher sei einfach so wunderbar einleuchtend. Deppensicher?
Fotogene Schottergrube
Während noch die Sattelschlepper hinter der Secession ausparken, sagt Almarcegui inmitten ihrer verführerisch schönen und fotogenen Schottergrube die Kubikmetermengen der Materialien auf. Der Titel ihrer Installation Bauschutt Hauptraum Secession ist allerdings wesentlich nüchterner und führt zum Glück schnell weg von irreleitenden ästhetischen Betrachtungen oder Kuchenback-Dekonstruktivismus. Vielmehr bringt Almarcegui die Secession, heruntergebrochen auf ihr Material, gedanklich wieder in den Prozess der (Stadt-)Entwicklung ein. Zu welchen Konstruktionen taugt ihre Stofflichkeit? Oder besser: Wie kann sinnvolle Transformation in urbanen Räumen aussehen?
Und so ist die Secession freilich nur ein Symbol für andere Plätze und Freiräume Wiens, die eilig den Interessen der Betonlobby geopfert werden. Die "Schüttung" Almarceguis, die auch - etwa bei der Biennale in São Paulo schon ganze Städte abgewogen hat, ist also eher als materialbombastisches Präludium zu einer anderen Arbeit zu lesen.
Diese kleidet sich in ein schmales, sprödes Broschürchen, öffnet aber die Möglichkeit zu vielfältigeren Erfahrungen und optischen Reizen. Denn die 38-Jährige, in ihrer Arbeit auf das kulturellen Phänomen von Landschafts- und Stadträumen fokussierte Künstlerin, hat einen Führer zu den Brachflächen am Wiener Nordbahnhof entwickelt. Im 19. Jahrhundert noch "Ziel-1-Gebiet" , wurden die Reste des funktionslos gewordenen Bahnhofs Ende der 1960er-Jahre abgerissen: Seither wuchs sich die innerstädtische Peripherie zur grünen Wildnis aus, einige Flächen wurden an Abfallverwertungsfirmen (und da schließt sich ein Kreis zur Installation in der Secession) vermietet. Bisher. Denn 2012 wird die städtebauliche Ausschreibung die Zukunft des Areals weisen.
Almarcegui hat sich bereits in anderen Städten - in Rotterdam, wo sie auch lebt, in Bilbao, Lissabon oder auch Amsterdam - mit städtischen Brachflächen beschäftigt. Sie hat diese vielfach unbeachteten oder gar "unsichtbaren" Orte in Führern aufgezeichnet und in Künstlerbüchern konserviert. Almarcegui bezeichnet dies als Versuch, jene undefinierten Räume zu retten, "falls das möglich ist" .
Warum? "Die Brachflächen sind wichtig, denn sie stellen die einzigen noch nicht definierten Flächen der Stadt dar." Almarceguis Arbeiten sind Mahnung zu städteplanerischer Bedachtsamkeit; Statement für flexible, ungestaltete Räume. Danke. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD - Printausgabe, 16. September 2010)
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