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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst 
25. Februar 2009
13:55 MEZ

Ernst Klimt: "Drei Musen", Entwurf zum Plakat der "Internationalen Ausstellung für Musik und Theaterwesen", brachte 190.000 Euro netto (Kaufpreis 237.500 Euro).


Faschingsdienstags-Stimmung
Versprecher und Kauflaune bei der 72. Auktion im Kinsky - Max Oppenheimers "Geißelung" erzielte 446.000 Euro

Wien - Es war ein Lapsus, wie er dem Faschingsdienstag alle Ehre macht. Zum Auftakt der 72. Versteigerung "im Kinsky" verkündete Otto-Hans Ressler, "auch diese Auktion wird wie stets gemäß der Geschäftsordnung des Dorotheums abgehalten".

Ein unbeabsichtigter Versprecher, den das Publikum im berstend vollen Saal am Abend des 24. Februars mit Lachen und Applaus quittierte. Dass die sonst im Dorotheum tätigen Sensalinnen mehr zu tun bekämen als die hauseigene, wusste man zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Sie nutzten im Auftrag ihrer anonymen Klientel jedes Zögern, konnten sich aber nicht immer durchsetzen. Ein von Ressler frei nach einem Zitat des Künstlers angepriesenes "hübsches Gfrieserl" in Form eines Miniaturporträts von Moritz Michael Daffinger (18.000 Euro) sicherte sich Renate Krenmayr ebenso wie eine Du-Paquier-Kumme (14.000 Euro) oder unter Vorbehalt das mit einem Ausfuhrverbot belegte Herrenporträt Max Oppenheimers (60.000 Euro).

Sammler Rudolf Leopold - wie stets harrte er seiner Wunschwerke in der Position erste Reihe fußfrei - holte sich an diesem Abend nicht nur Albin Egger-Lienz' Kopfstudie eines Bauern (40.000 Euro). Bei den Geboten um Rudolf von Alts herrliches Aquarell mit dem Konstantinbogen ging dem Wiener Kunsthandel schnell die Luft aus, bei 160.000 Euro obsiegte ein im Saal anwesender Privatsammler.

Auf dem Weg vom Flughafen Richtung Auktionssaal setzte sich der Chefeinkäufer eines griechischen Reeders bei Ernst Klimts Entwurf zum Plakat einer Ausstellung von 1892 durch: 190.000 Euro (Kaufpreis 237.500) lautete sein letztes Gebot, das ist Weltrekord für diesen Künstler. Ebenfalls in südliche Gefilde wandert für netto 100.000 Euro nun Herbert Plobergers Stillleben Auf dem Tisch, unter dem Tisch ab.

Alfons Waldes Domina peitschte bei einem Auftragsbieter 32.000 Euro ein, während Tina Blaus Blick auf die alte Pfarrkirche von Dürnstein für 65.000 Euro ein Sammlerpaar beglückte. Nicht weniger als acht Telefonbieter hatten sich zu einem speziellen Mahl eingefunden, die gleichnamige französische Tapisserie wechselte schließlich für 70.000 Euro und damit das Dreifache der unteren Taxe den Besitzer. Den höchsten Zuschlag des Abends notierte man für Oppenheimers Geißelung bei 446.000 Euro.

Das finale Einspielergebnis beläuft sich auf knapp 5,6 Millionen Euro brutto, wovon die unter Vorbehalt erteilten Zuschläge (802.000 Euro) noch nachverhandelt werden müssen. Und dafür hatte Otto-Hans Ressler am Ende des Abends den passenden Kommentar: "Krise? Welche Krise!?" (kron / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.2.2009)

 

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