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"Raubkunst" im Leopold Museum? Stiftung wehrt sich

21.02.2008 | 13:46 |  (DiePresse.com)

Er habe die Bilder "in gutem Glauben" erworben, sagt Rudolf Leopold. Die Grünen wollen das Gegenteil beweisen und zitieren den Sammler selbst.

An der aktuellen Ausstellung im Leopold-Museum "Albin Egger-Lienz" hat sich eine erneute Raubkunst-Diskussion entzündet. 1998 wurden Schieles "Bildnis Wally" und "Tote Stadt III" aus der Sammlung Leopold in den USA beschlagnahmt - was in der Folge in Österreich zur Öffnung der Archive und letztlich zum Kunstrückgabegesetz führte. Diesem unterliegt die Sammlung Leopold selbst allerdings nicht. Denn es ist eine Privatstiftung und kein Bundesmuseum. Kultursprecher Wolfgang Zinggl forderte am Mittwoch, dass auch das Leopold unter das Resitutionsgesetz fallen müsse. Denn auch Egger-Lienz' "Waldinneres" soll Raubkunst sein, sagte er.

Rudolf Leopold selber sagte in Stellungnahmen und im Streit mit den Erben immer wieder, er haben die Bilder "in gutem Glauben" erworben. Diesen guten Glauben stellte Zinggl infrage, als er Belege für die Herkunft von SChieles "Häuser am Meer" vorlegte: Sie sollen beweisen, dass man nicht erst bei der Öffnung der Archive 1998 erfahren habe, dass das Bild vor 1938 Jenny Steiner gehört habe. So wies ein Katalog Otto Nirensteins schon 1930 Jenny Steiner als Besitzerin aus. Rudolf Leopold selbst hatte sie 1970 in einer Publikation über Schiele angeführt.

Leopold: "Es geht diesen Leuten nur ums Geld"

Im Leopold Museum sah man sich daraufhin zu einer Korrektur veranlasst: Man habe zwar gewusst dass Schieles "Häuser am Meer" im Besitz Jenny Steiners gewesen sei, nicht aber, dass ihr das Bild aus rassischen Gründen entzogen wurde, stellte die Stiftung in einer heutigen Aussendung klar und "bedauerte das Versehen".

Auch über die "Häuser am Meer" gab es 2006 laut Rechtsanwalt Alfred Noll bereits Verhandlungen, allerdings nur mit einer von drei Erbengruppen. Rudolf Leopold selbst zeigte sich in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der Stadtzeitung "Falter" unnachgiebig. Wenn man schon so wenig Subvention bekomme, dass man nichts neues Ankaufen könne, "dann soll man nicht auch noch das verlieren, was gutgläubig und ehrlich erworben wurde." Er betrachte die Sache "als Kunstkenner" und verwies auf den Fall der Familie Rothschild, die ihre aus dem Kunsthistorischen Museum restituierten Kunstwerke "sofort wieder versteigert" habe. "Es geht diesen Leuten nur ums Geld", so Leopold.

"Bildnis Wally" seit zehn Jahren beschlagnahmt

Auch Schieles "Bildnis Wally" rückt nicht zuletzt wegen der hohen Anwaltskosten (500.000 Euro jährlich) immer wieder ins Zentrum des Interesses. Auch zehn Jahre nach seiner Beschlagnahmung ist noch nicht geklärt ist, ob die Klage der USA überhaupt zugelassen wird. Die Privatstiftung sieht allerdings "keine Alternative dazu, als das Verfahren zu führen". Sie müsse die Verfahrenskosten wegen nicht erhöhter Bundessubventionen ohnehin selbst verdienen, wird in einer Aussendung betont.

(APA/Red.)


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