Aber offenbar ist gerade das Gegenteil der Fall. Zumindest nimmt das Interesse nicht ab an einem Handwerk, das Entwickler und Fixierbäder schwenkte, um Abbildungen zu schaffen. Womöglich noch in Schwarz-Weiß. Gerhard Trumler ist einer jener Fotografen, die ihrem Metier treu geblieben sind. Der mittlerweile 70-jährige Wiener, der bereits als Mittelschüler an Wettbewerben teilnahm und mit 20 den Neben- zum Hauptberuf machte, arbeitete zunächst vor allem in Österreich. Bald tat er viele Reisen und hatte umso mehr mit seiner Kamera zu erzählen.
Mittlerweile blickt er auf ein un-ermessliches Portfolio zurück. Etliches ist in Buchform erschienen, nun unternimmt Christian Brandstätter, der ihn schon vielfach verlegte, eine weitere große Retrospektive: 149 Abbildungen in Duotone, vor allem aus seinem späteren bis derzeitigen Schaffen. Provinzen und Metropolen sind die Themen. In ihrer Durchführung zeigen sich - wie bei allen ernsten Nachfahren - die Spuren früherer Meister der SchwarzWeiß-Fotografie, von Edward Weston bis Henri Cartier-Bresson. Trumler findet seine Sujets in Nachbardörfern und am anderen Ende der Welt.
Menschen, Natur, Technik, Architektur, Details im harten Gegenlicht wie Schatten in der Nacht: Alles gerät ihm zu durchdachten Kompositionen. Die Buchgestaltung legt noch nach, an manchen Stellen vielleicht zu sehr. Dann nehmen formale Analogien wie Eiffelturm/ Holztor, Baum/Schmiedeeisen, Füße/Matratzen, Hochhausfassade/Winteracker etc. überhand. Besser, man sieht jedes Bild für sich. Die Ausbeute ist überreich. (mf, ALBUM/DER STANDARD/Printausgabe, 17./18.11.2007)