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©TrierenbergArt
"Es gefällt mir oder es gefällt mir nicht"
New York für alle
von
Reinhold Gruber
Kunst im Werk als Kunstwerk
Wo hinter riesigen Hallentoren Zigarettenpapier für die ganze Welt gedruckt wird, ist die Ästhetik zu Hause. Die spannt sich auf dem Firmengelände der Trierenberg Holding AG in Traun bis hin zu einem modernen, von Glas dominierten Gebäude, das äußerlich wie ein Bürohaus anmutet und im Inneren unerwartet dem Gang in ein Museum gleicht.

Hat man das kleine Foyer hinter sich gelassen, beginnt der bewundernde Blick für die Symbiose aus unaufdringlicher Eleganz und höchster Funktionalität durch die großzügig gestalteten Räumlichkeiten zu schweifen. Sofort spürt man als Besucher, dass hier ein Mensch seine Spuren hinterlassen hat, für den Ästhetik keine leere Worthülse ist.

Firmenchef Christian Trierenberg steht dazu. Es ist ihm sehr wichtig. "Vielleicht ist dieses Bedürfnis nach Ästhetik überhaupt ein Grundbedürfnis des Menschen und je nach individueller Einstellung verschieden stark ausgeprägt." Bei ihm ist dieses Bedürfnis stark ausgeprägt.

An den Wänden hängen großflächig Kunstwerke, laden zum Ansehen ein. Eine angenehme Atmosphäre, die nicht nur dem Besucher sofort ins Auge sticht. Die Mitarbeiter, die im Bürogebäude ihrem Tagwerk nachgehen, dürfen sich an den Bildern ebenfalls erfreuen. Manche von ihnen haben Bilder der neuen, bisher größten Ausstellung "New Art, New York" auch in ihren Büros hängen. Das Interesse daran ist groß, wie Trierenberg im OÖN-Gespräch verrät.

Diese "Kunst im Werk" gehört zur Firmenphilosophie. Die Symbiose aus Arbeitswelt und Kunst hat sich aus einem jahrelangen Prozess des Selbstverständnisses entwickelt. Seit drei Jahren ist "Trierenberg Art" eine Dauereinrichtung, mit dem neuen Bürogebäude als Blickfang.

Wie eine Galerie

Das Haus ist mit einer Galerieausstattung versehen, rückt die Ausstellungen ins richtige Licht und bietet viele Möglichkeiten der Präsentation. Bei aller Funktionalität und Moderne bricht das Haus nicht mit den schon bestehenden Ausstellungsbereichen. Die abwechslungsreiche Ausstellungsarchitektur lässt, so Trierenberg, den Weg von A nach B zum "sinnlichen Erlebnis" werden.

Die Mitarbeiter haben mittlerweile ihre Freude daran gefunden und begegnen der Kunst viel offener als früher. Wie reagieren Geschäftspartner, wenn sie in die Firmengebäude kommen? "Sie sind sehr positiv eingestellt", sagt Trierenberg, was aber für ihn mit daran liegt, dass die Zigarettenindustrie grundsätzlich sehr viel mit Kunst zu tun hat. Kreativität sei gefordert, um nicht stehen zu bleiben. Das mag dazu führen, dass der Kunstsinn in dieser Branche ausgeprägter ist als in anderen.

Mit "New Art, New York" ist in Traun nun die größte und umfangreichste Ausstellung zu sehen. Und erstmals bleibt sie nicht, wie es sonst Sitte ist, den Mitarbeitern vorbehalten. Für einen Tag öffnet Trierenberg sein Firmenareal für alle Interessierten. Dafür musste er, wie er sagt, über seinen Schatten springen. Denn normalerweise meidet Trierenberg die Öffentlichkeit.

Warum dann diesmal die Ausnahme? "Es hat mit der Größe der Ausstellung zu tun, die alles in den Schatten stellt, was wir bisher gemacht haben. Ich glaube schon, dass es eine derartige Ausstellung in Österreich noch nie gegeben hat." Das wolle man den Interessierten nicht vorenthalten.

Staunen in New York

Für die Auswahl der Kunstwerke hat sich Trierenberg gemeinsam mit Organisator Chris Hinterobermaier zwei Mal nach New York begeben und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.

In der Stadt der 10.000 Galerien und hundert Museen gibt es eine "irrsinnige Auswahl" und ein breites Spektrum an junger neuer Kunst - von Bildern über Skulpturen bis hin zu Fotografien.

In New York fand Trierenberg nicht nur einen "Markt, der funktioniert", sondern auch vieles von dem, was ihn an Kunst so fasziniert: Ideen besonderer Art, die einem zuerst einfallen müssen, um sie künstlerisch auszudrücken. Als ein kleines Beispiel der Ausstellung sei Elisabeth Heyert genannt. Sie hat Leichname fotografiert, die auf den ersten Blick wie schlafend aussehen, punkto Bekleidung aber Geschichten erzählen. Vom friedlich eingeschlummerten Pensionisten bis zum Drogendealer, der jung sein Leben lassen musste, weckt die Künstlerin Emotionen.

Die von der New Yorkerin Margaret Mathews Berenson kuratierte Ausstellung "New Art, New York" sieht Kunst im Blickpunkt, der sich die menschliche Natur als Inspirationsquelle bedient. Freude, Trauer, Liebe, Tod - die große Palette menschlicher Emotionen ist in der Ausstellung repräsentiert. In den Werken können wir uns, wie es Berenson beschreibt, selbst erkennen. "Indem uns die Künstler ihren Spiegel vorhalten, fragt man uns als Betrachter der Werke, was wir darin erkennen."

Nach dieser Großausstellung wird es Trierenberg Art wieder kleiner angehen. Auch wenn Engagement und Spaß bei allen Beteiligten groß sind, wird mit der Philosophie nicht gebrochen. Und die heißt "Kunst im Werk".


OÖnachrichten vom 26.11.2005
 
   



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