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Kunst im Werk als
Kunstwerk |
Wo hinter riesigen Hallentoren
Zigarettenpapier für die ganze Welt gedruckt wird, ist die
Ästhetik zu Hause. Die spannt sich auf dem Firmengelände der
Trierenberg Holding AG in Traun bis hin zu einem modernen, von
Glas dominierten Gebäude, das äußerlich wie ein Bürohaus
anmutet und im Inneren unerwartet dem Gang in ein Museum
gleicht.
Hat man das kleine Foyer hinter sich
gelassen, beginnt der bewundernde Blick für die Symbiose aus
unaufdringlicher Eleganz und höchster Funktionalität durch die
großzügig gestalteten Räumlichkeiten zu schweifen. Sofort
spürt man als Besucher, dass hier ein Mensch seine Spuren
hinterlassen hat, für den Ästhetik keine leere Worthülse
ist.
Firmenchef Christian Trierenberg steht dazu. Es
ist ihm sehr wichtig. "Vielleicht ist dieses Bedürfnis nach
Ästhetik überhaupt ein Grundbedürfnis des Menschen und je nach
individueller Einstellung verschieden stark ausgeprägt." Bei
ihm ist dieses Bedürfnis stark ausgeprägt.
An den
Wänden hängen großflächig Kunstwerke, laden zum Ansehen ein.
Eine angenehme Atmosphäre, die nicht nur dem Besucher sofort
ins Auge sticht. Die Mitarbeiter, die im Bürogebäude ihrem
Tagwerk nachgehen, dürfen sich an den Bildern ebenfalls
erfreuen. Manche von ihnen haben Bilder der neuen, bisher
größten Ausstellung "New Art, New York" auch in ihren Büros
hängen. Das Interesse daran ist groß, wie Trierenberg im
OÖN-Gespräch verrät.
Diese "Kunst im Werk" gehört zur
Firmenphilosophie. Die Symbiose aus Arbeitswelt und Kunst hat
sich aus einem jahrelangen Prozess des Selbstverständnisses
entwickelt. Seit drei Jahren ist "Trierenberg Art" eine
Dauereinrichtung, mit dem neuen Bürogebäude als
Blickfang.
Wie eine Galerie
Das Haus ist mit
einer Galerieausstattung versehen, rückt die Ausstellungen ins
richtige Licht und bietet viele Möglichkeiten der
Präsentation. Bei aller Funktionalität und Moderne bricht das
Haus nicht mit den schon bestehenden Ausstellungsbereichen.
Die abwechslungsreiche Ausstellungsarchitektur lässt, so
Trierenberg, den Weg von A nach B zum "sinnlichen Erlebnis"
werden.
Die Mitarbeiter haben mittlerweile ihre Freude
daran gefunden und begegnen der Kunst viel offener als früher.
Wie reagieren Geschäftspartner, wenn sie in die Firmengebäude
kommen? "Sie sind sehr positiv eingestellt", sagt Trierenberg,
was aber für ihn mit daran liegt, dass die Zigarettenindustrie
grundsätzlich sehr viel mit Kunst zu tun hat. Kreativität sei
gefordert, um nicht stehen zu bleiben. Das mag dazu führen,
dass der Kunstsinn in dieser Branche ausgeprägter ist als in
anderen.
Mit "New Art, New York" ist in Traun nun die
größte und umfangreichste Ausstellung zu sehen. Und erstmals
bleibt sie nicht, wie es sonst Sitte ist, den Mitarbeitern
vorbehalten. Für einen Tag öffnet Trierenberg sein Firmenareal
für alle Interessierten. Dafür musste er, wie er sagt, über
seinen Schatten springen. Denn normalerweise meidet
Trierenberg die Öffentlichkeit.
Warum dann diesmal die
Ausnahme? "Es hat mit der Größe der Ausstellung zu tun, die
alles in den Schatten stellt, was wir bisher gemacht haben.
Ich glaube schon, dass es eine derartige Ausstellung in
Österreich noch nie gegeben hat." Das wolle man den
Interessierten nicht vorenthalten.
Staunen in New
York
Für die Auswahl der Kunstwerke hat sich
Trierenberg gemeinsam mit Organisator Chris Hinterobermaier
zwei Mal nach New York begeben und kam aus dem Staunen nicht
mehr heraus.
In der Stadt der 10.000 Galerien und
hundert Museen gibt es eine "irrsinnige Auswahl" und ein
breites Spektrum an junger neuer Kunst - von Bildern über
Skulpturen bis hin zu Fotografien.
In New York fand
Trierenberg nicht nur einen "Markt, der funktioniert", sondern
auch vieles von dem, was ihn an Kunst so fasziniert: Ideen
besonderer Art, die einem zuerst einfallen müssen, um sie
künstlerisch auszudrücken. Als ein kleines Beispiel der
Ausstellung sei Elisabeth Heyert genannt. Sie hat Leichname
fotografiert, die auf den ersten Blick wie schlafend aussehen,
punkto Bekleidung aber Geschichten erzählen. Vom friedlich
eingeschlummerten Pensionisten bis zum Drogendealer, der jung
sein Leben lassen musste, weckt die Künstlerin
Emotionen.
Die von der New Yorkerin Margaret Mathews
Berenson kuratierte Ausstellung "New Art, New York" sieht
Kunst im Blickpunkt, der sich die menschliche Natur als
Inspirationsquelle bedient. Freude, Trauer, Liebe, Tod - die
große Palette menschlicher Emotionen ist in der Ausstellung
repräsentiert. In den Werken können wir uns, wie es Berenson
beschreibt, selbst erkennen. "Indem uns die Künstler ihren
Spiegel vorhalten, fragt man uns als Betrachter der Werke, was
wir darin erkennen."
Nach dieser Großausstellung wird
es Trierenberg Art wieder kleiner angehen. Auch wenn
Engagement und Spaß bei allen Beteiligten groß sind, wird mit
der Philosophie nicht gebrochen. Und die heißt "Kunst im
Werk".
vom 26.11.2005 |
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