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12.02.2004 - Kultur&Medien / Ausstellung
Kunstraum

kunstraum

Fragil und intim wirken die leicht überbelichteten Fotografien der 26-jährigen Russin Anastasia Khoroshilova. Und sie sind mehr als Porträts, wenn sie Ballettschüler, Teenager in einem Landschulheim, Asylantinnen in der ihnen institutionell zugewiesenen Umgebung zeigen. Räume spielen eine zentrale Rolle, tragen bei zur psychologischen Zeichnung dieser Kinder, Jugendlichen und Frauen. Vor dem Hintergrund zunehmender Migration wird der Raum aber auch selbst zum Thema, das die russische Künstlerin, die in England und Deutschland studiert hat und daher der "Postdiaspora" zugeordnet wird, selbst kennt. Nur gewinnen könnten die im Format nicht überdimensionierten (mit 770 Euro allerdings für eine junge Künstlerin etwas überteuerten) Digitaldrucke durch eine weniger lieblose Rahmung (I., Dorotheergasse 5; bis 25. Februar).

GRITA INSAM: EXOTISCHE DROGE

In Taiwan sind Betelwurzelsamen ein vor allem bei Männern beliebtes Genussmittel. Der Handel mit dieser Volksdroge bewegt sich in einer legistischen Grauzone. Verkauft wird die Betelwurzel von jungen Frauen, die an den Straßen in gläsernen Containern sitzen. Auffälligstes Merkmal sind ihre aufreizenden Kostüme, geprägt durch Vorbilder aus Fernsehen, Zeitungen oder auch japanischen Mangas: Diana, Marilyn, Krankenschwestern, Schulmädchen. Dieser für Nicht-Asiaten befremdliche Eindruck ist Ausgangspunkt für Karl-Heinz Klopfs DVD-Projekt "By Way of Display" (16.000 Euro). In ruhigen Kamerabildern und Interviews mit Einheimischen, Konsumenten, Verkäuferinnen, Händlern, Intellektuellen und Wissenschaftlern versucht er sich der alten Tradition analytisch zu nähern. Den dokumentarischen Gehalt des Videos erweitert er in der Ausstellung um eine Installation aus Kartons, einem Glasparavant, der den Monitor abgrenzt, sowie einem Digitalprint, auf dem die Parameter des Betelnut-Phänomens grafisch dargestellt sind: Der Mechanismus des plakativen Zur-Schau-Stellens findet seine Entsprechung in der Präsentation innerhalb des Kunstkontextes. Schöne methodische Ergänzung: eine Serie großformatiger "Stadt"-Zeichnungen (2.200 €), in denen sich das Oszillieren zwischen Chaos und Ordnung in einem Mix aus organischen Strukturen und Geometrie widerspiegelt (I., Köllnerhofgasse 6; bis Ende Februar).

KNOLL GALERIE: SPOTT + HOHN

Mit dem Projekt "What is the place of Austrian art in the international system?" werden Alexander Brener & Barbara Schurz, russisch-österreichisches Künstlerpaar, ihrem Ruf als Enfants terribles wieder gerecht. In Texten, Graffitis, Buntstiftzeichnungen ziehen sie den Kunstbetrieb gehörig durch den Kakao. Dabei tun sie vor allem eines: fragen und schimpfen. So wird in einer langen Suada Neo-Documenta-Kurator Bürgel auf sein Verhältnis zu Kunst und Fliegen befragt, Franz West als eitler Galeriekuckuck, Peter Noever gar als "niederträchtiger Funktionär" bezeichnet. Als knapp kalkulierender Händler kriegt auch Brener & Schurz' eigener Galerist seinen Senf ab. Amüsant, nicht wirklich böse (VI., Gumpendorfer Str. 18; bis 22. 3.). Johanna Hofleitner

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