Bundesmuseen wirtschaftlich
immer stärker unter Druck.
Kritiker: Häuser
verlieren zunehmend klares Profil.
Wien. Peter Noever ist
verärgert. "Alles dreht sich nur noch um Termini, die aus der Wirtschaft
stammen", entrüstet sich der Direktor des Österreichischen Museums für
angewandte Kunst. Der Grund der Empörung ist nicht etwa die letzten
Jahresbilanz. Die Museumslandschaft ist es, die ihm Kopfzerbrechen
bereitet. "Es geht immer mehr um die Sensation, die Museumsarbeit tritt in
den Hintergund. Den Direktoren wird mehr Bedeutung und Öffentlichkeit
gegeben als den Künstlern!" Aber man befinde sich in Zeiten knapper
Budgets – und da mache sich mancher zum "Erfüllungsgehilfen der Industrie
und Privatsammler".
Seit 2000 ist die sogenannte Basisabgeltung nun eingefroren, mit der
der staatliche Museenverband subventioniert wird – wogegen sich nicht nur
im MAK Kritik regt. Selbst Wilfried Seipel, Generaldirektor des
Kunsthistorischen Museums, wollte vergangenen Herbst nicht mehr an sich
halten: "Wir haben so wie alle Museeen Budgetprobleme", klagte der
Kunst-Prinzipal über jene rund 20,2 Millionen Euro, die ihm der Bund zur
Verfügung stellt. "Es heißt sparen, sparen, sparen", beschreibt da
Gabriele Zuna-Kratky, Leiterin des Technischen Museums, ihr Credo. Und
kann der Ausgliederung der Häuser, seit 1999 tranchenweise erfolgt, doch
einiges abgewinnen: Schließlich hatte sie auch ihrem Haus mehr Autonomie
und Flexibilität gebracht.
"Jeder macht alles"
Dennoch: Gerade diese Freiheit, meinen Kritiker, leistet einem
Einheitsbrei Vorschub. Die Differenzen zwischen den Häusern blieben
zunehmend auf der Strecke – "Hauptsache, die Zahlen stimmen", bringt es
Noever zynisch auf den Punkt. Eine Ansicht, die auch sein Kollege in der
Österreichischen Galerie Belvedere teilt. "Jeder macht alles", erklärt
Gerbert Frodl, den Nachfolgerin Agnes Husslein Anfang 2007 beerben wird.
"Die Notwendigkeit, unbedingt Publikum hereinzuschaffen, verlangt nach
Attraktivität um jeden Preis", meint er. So werke die Albertina schon
praktisch "auf jedem Gebiet", wäre das MAK zu einem zweiten Museum
moderner Kunst avanciert. "Eine klare Position ist nicht mehr da", sagt
Frodl. Was nicht sein müsste, wenn der Staat endlich die
"überlebenswichtige" Subventionssteigerung vornehme. Wie viel sich mit
Sponsorengeldern erreichen ließe, die Husslein in Zukunft verstärkt ködern
möchte? Da sei seine Nachfolgerin "sicher tüchtig". Die Grundprobleme
könnten diese Beträge jedoch nicht lösen. Dass Husslein den Trend zur
Großausstellung verstärken werde, davon ist der Grüne Kultursprecher
Wolfgang Zinggl überzeugt. Gewiss werde es im Belvedere mehr "Megahypes"
geben – was Zinggl jedoch nicht der Managerin, sondern dem System anlaste:
Im Zank um Zuschauerzahlen würden Kleinausstellungen allmählich
untergehen. War die Ausgliederung schlecht? Nein, aber schlampig gemacht.
Ausgewogener sieht das seine VP-Kollegin Andrea Wolfmayr: "Es ist eine
Zeit der großen Namen". Die würden das Publikum mobilisieren – wenn auch
einige Probeleme schaffen.
Dienstag, 21. März
2006