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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
27.05.2004
13:40 MEZ
Von
Thomas Trenkler

 
"Sexy ist der Matt. Das reicht."
Edelbert Köb und Peter Pakesch zur Kunst- und Museumspolitik in Österreich

Graz - Museumsdirektoren haben immer Grund zur Klage. Peter Pakesch, als Intendant des steirischen Landesmuseums Joanneum auch Boss des Grazer Kunsthauses, und Edelbert Köb, Direktor des Museums Moderner Kunst in Wien, machen da keine Ausnahme. Auch wenn sie beim Kunsthaus-Jour fixe am Dienstag im Gespräch mit STANDARD-Chefredakteur Gerfried Sperl eingestehen mussten, dass die Zuwendungen der öffentlichen Hand (4,2 Millionen Euro für die blaue Blase, sechs fürs Mumok) "solide" sind.

Aber: Das Joanneum sei "dünn ausgestattet", und hier wie dort sind die Subventionen gedeckelt, was einer Kürzung gleichkomme. Wer nicht an den Ausstellungen sparen wolle, könne nur das Personal reduzieren: Die Zahl seiner Mitarbeiter sei von 82 auf 70 geschrumpft, sagte Köb. Diese Deckelung könne daher eine Falle bedeuten, so Pakesch. Und mit dieser Deckelung mache sehr wohl die steirische Landes- auch Kunstpolitik.

Köb hingegen zögerte mit einer Antwort, denn Sperls bohrende Frage sei eine "nicht unheikle". Schließlich stehe seine Weiterverlängerung an, und er ecke ohnedies immer an. Aber dann ließ sich Köb doch zu einem Urteil hinreißen: "Es gibt keine Kunstpolitik." Das Ministerium habe die Strukturen und Basisabgeltungen geschaffen - "und jetzt soll endlich einmal eine Ruhe sein." Zudem gebe es praktisch kein Geld für Ankäufe (was nicht ganz stimmt, da die vom Bund mitfinanzierte Stiftung Ludwig jährlich etliche teure Werke ankauft - zugunsten auch des Mumok).

Das mögliche Heil liegt daher im Sponsoring. Doch die kunstinteressierten Geldgeber sind hier zu Lande rar - im Gegensatz zur Schweiz, von der Pakesch, Exleiter der Basler Kunsthalle, schwärmte: "Für 50.000 Euro muss ich den roten Teppich auslegen", klagte Köb. Und Pakesch sprach von einer Gratwanderung: Es bestünde die Gefahr, dass man zum verlängerten Arm des Sponsors werde. Köb ergänzte, dass es "in der Albertina schon Ausstellungen von Sponsoren" gegeben habe. Sperls Frage, inwieweit die Albertina von Raiffeisen abhängig sei, ließ er aber offen.

Wichtig seien daher andere Strategien. Beispielsweise: "Die Menschen mehr ans Museum binden", so Pakesch. Das Modell Guggenheim (Dependancen weltweit) hingegen sei nicht empfehlenswert. Denn Guggenheim hat mit massiven Finanzproblemen zu kämpfen: "Man kann Kunst eben nicht im Franchise-System verkaufen!"

Ob es künftig zu weiteren Konzentrationen kommen werde (mit Wilfried Seipel, so Sperl listig, als Generaldirektor nicht nur des Kunsthistorischen Museums samt Völkerkunde-, Lipizzaner- und Theatermuseum, sondern gleich aller Bundesmuseen)? Köb brauchte gar nicht in die Zukunft zu schauen: "In Graz gibt es bereits einen Generaldirektor aller Museen." Pakesch ist eben mit Kunsthaus, Künstlerhaus, Joanneum inklusive Neuer Galerie "nahezu Monopolist", wie er sich auch selbst bezeichnete. "Monopole in der Gegenwartskunst finde ich aber sehr problematisch", sagte Köb. Sein Credo: "Pluralismus ist wichtig!"

Pluralismus nicht nur bezüglich der Sichtweisen, auch der Aufgabenstellungen. Es sei daher die Arbeit eines Museums eine andere als die einer Kunsthalle (wie jede der Stadt Wien, die Gerald Matt leitet). Und das sei gut so: "Sexy ist der Matt. Das reicht."
(DER STANDARD, Printausgabe, 27.5.2004)


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