Prozesshaft, nicht abstrakt

31. März 2010, 20:28
  • Artikelbild: Malerei wie ein Prozess, der sich in Schichten ablesen lässt: Svenja Deininger, Ohne Titel (2010, Öl auf Leinwand, 28 x 21 cm).  - Foto: Galerie Martin Janda
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    Malerei wie ein Prozess, der sich in Schichten ablesen lässt: Svenja Deininger, Ohne Titel (2010, Öl auf Leinwand, 28 x 21 cm).


"Da war nichts", titelte 2007 eine Ausstellung von Svenja Deininger bei Layr Wuestenhagen. Mittlerweile von Martin Janda vertreten, zeigt die Malerin, wie sie aus Licht, Raum und Malerei ziemlich viel macht

Es gibt nicht viele Ölbilder, die die Betrachter blenden. Mit starken Kontrasten zwischen Schwarz, Blau und Weiß gelingt der 1974 geborenen Malerin Svenja Deininger jedoch ein Effekt, den man ansonsten am ehesten aus dem Kino kennt: Nach längeren dunklen Szenen stechen dort helle, weiße Folgebilder fast schmerzhaft in die Augen hinein. Deiniger stellt die hellen und dunklen Szenen allerdings nebeneinander und erinnert mit manchen Bildern an den Blick in einen Scanner oder Kopierer, der das Rundherum zumindest kurzfristig im Dunklen verschwinden lässt.

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In Deiningers Bildern, die sie derzeit in der Galerie Martin Janda zeigt, bestehen diese "Lichtquellen" zumeist aus der reinen Grundierung. Um diese herum hat die Künstlerin unterschiedliche meist geometrische Formen wie Rahmen und Schichten aufgebaut: "Mir ist wichtig, dass die Malerei wie ein Prozess gesehen werden kann, wenn ein altes Bild collagenhaft aufzutauchen scheint und man oft nicht weiß, welche Schicht oben und welche unten ist", erklärt die Künstlerin. Ihre Arbeit betrachtet sie nicht als Abstraktion, weil sie die reale Atmosphäre von Räumen einzufangen versucht.

In früheren Arbeiten Deiningers waren Räume in Verbindung mit abstrakten, auf Reales verweisenden Elementen dargestellt - wie Szenarien von Massenveranstaltungen, Gruppen von Stühlen, Skulpturen, in denen der Einzelne verschwand, zu einem Muster oder einer Form wurde. Aber dieses Mal scheinen die farblich stark kontrastreichen neuen Bildräume in formaler Anlehnung an kleine Papierschiffchen und unscheinbarere, aber höchst effektvoll eingesetzte Gegenstände - wie simples Kopierpapier, Leinwand oder Postkarten - konstruiert zu sein.

Letztere spielten - als Einladungskarten für Ideen verstanden - auch im Werk des 2007 verstorbenen slowakischen Künstlers Július Koller eine wichtige Rolle: Die relativ kleine Schau im Untergeschoß der Galerie zeigt neben Fotografien und Objekten eine Auswahl selten gezeigter Arbeiten auf Karton und Holzfaserplatten, die dem spannenden Ausnahmekünstler immer wieder als Grundlage für seine ästhetischen Operationen dienten. (Christa Benzer / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.4.2010)

 

Galerie Martin Janda, Eschenbachgasse 11, 1010 Wien. Bis 30. 4.

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