01. Dezember 2009 - 00:04 Uhr · Von Bernhard Lichtenberger · Linz 09

Die Welt blieb im Kopf

„Es ist kein großer Skandal, es wurde halt einfach abgesagt“, sagt der Linzer Kunstuni-Lehrende Herbert Lachmayer, Ideenlieferant und Kurator für das Linz09-Projekt „Welt im Kopf – die neue Lust am Speculieren“, zu den OÖN. Vor genau 14 Monaten, am 1. Oktober 2008, hatte die Kulturhauptstadt-Intendanz zu einer medialen Zusammenkunft ins Café Landgraf gerufen, um reichlich früh von diesem Kunstparcours zu künden, der als neue Form der Kultur- und Wissensvermittlung von 11. September bis 13. Dezember 2009 in das vormalige AEC-Ausweichquartier (Ecke Graben/Dametzstraße) einziehen sollte.

In aller Stille versenkt

Seither ist es ruhig um die Ausstellungs-Inszenierung geworden. In aller Stille wurde das im Programmbuch verewigte 700.000-Euro-Projekt in die Versenkung geschickt – bis die OÖN spät, aber doch das Fehlen bemerkten.

„Wir haben keinen Raum dafür gefunden“, sagt Lachmayer jetzt. Das AEC-Ausweichquartier sei zu teuer gewesen, die Alternative – die ehemalige Großbetriebsprüfung beim Brückenkopfgebäude West – wäre der Welt im Kopf „nicht würdig gewesen“, habe Intendant Martin Heller gemeint.

„Es war ein Location-Problem“, sagt auch Reinhard Kannonier, Rektor der Linzer Kunstuni, an der Lachmayer seit dem Wintersemester die neue Abteilung „Staging Knowledge – Inszenierung von Wissensräumen“ leitet.

Laut Linz09-Intendant Martin Heller sei für die Absage von „Welt im Kopf“ jedoch die Insolvenz von Lachmayers Wiener Da Ponte Institut (für Librettologie, Don-Juan-Forschung und Sammlungsgeschichte) entscheidend gewesen. Der Versuch, das Projekt über einen Wechsel der Trägerschaft zu retten, habe sich als zu kompliziert erwiesen.

„Wenn Heller das so sieht, dann sieht er das so“, sagt Lachmayer und hegt keinerlei Gram. „Die Schule (Kunstuni, Anm.) war bereit, die Trägerschaft zu übernehmen“, aber das sei nicht akzeptiert worden. Seine Arbeit führe er am neu erstandenen Da Ponte Research Center weiter. „Ich bin nicht in Privatkonkurs gegangen, an mir haftet kein Makel“, sagt Lachmayer. Der Vertrag zwischen Linz09 und dem Da Ponte Institut wurde im Einvernehmen mit dem zuständigen Masseverwalter aufgelöst.

Die großen Absagen

„Welt im Kopf“ reiht sich in die Liste großer abgesagter Projekte ein, auf der schon die Oper „Montezuma Fallender Adler“ (1 Million Euro) und die Pöstlingberg-Inszenierung „Der Heilige Berg“ (850.000 Euro) stehen.

Quelle: OÖNachrichten Zeitung
Artikel: http://www.nachrichten.at/nachrichten/kultur/linz09/art470,302382
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