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12.02.2004 - Kultur&Medien / Ausstellung
Kunstmarkt: Alles neu bei der "Kunst Wien"
Österreichs größte Kunstmesse wechselt Veranstalter, Termin, Ort und will sich international neu positionieren.

Die zehnte Ausgabe der "Kunst Wien", Öster reichs größter und etab liertester Messe für zeitgenössische Kunst, wird nicht nur ein Jubiläum bedeuten, sondern vor allem auch einen radikalen Neuanfang. Bereits in den vergangenen Jahren wurde der jährliche Standort der Messe im Museum für angewandte Kunst in Frage gestellt. Die Besucherzahlen stagnierten bei etwa 13.000 Eintritten, ein Wachsen schien hier platzmäßig nicht möglich. "Die ursprünglich für heuer versprochene räumliche Erweiterung wurde vom MAK wieder zurückgezogen - ohne Begründung", so Kurt Jirasko, Chef des Messe-Veranstalters "Präsenta". Ein harter Schlag, wollte die "Kunst Wien" doch gerade heuer wieder, nach einer fünfjährigen Pause, ausländische Galerien zulassen. Die Absage war der Auslöser für Jirasko und den neunköpfigen Galeristen-Beirat, die Fühler zum Messe-Wien-Betreiber Reed auszustrecken, der vor kurzem die neuen Messe-Hallen von Gustav Peichl eröffnen konnte.

Schon im Jänner 2003 habe die "Reed Messe Wien" Interesse an der Kunstmesse bekundet, sagt Geschäftsführer Matthias Limbeck: "Die Eröffnung des neuen Messezentrums hat anscheinend Schwung in die Angelegenheit gebracht. Das Ganze ist überraschend, aber positiv in Fluss gekommen." Auch Jirasko bestätigt den Veranstalter-Wechsel zum international tätigen Reed-Konzern: "Ich habe die Messe abgegeben. Mit 77 Jahren ist es Zeit, dass jemand Jüngerer übernimmt."

Doch nicht nur Standort und Betreiber werden sich ändern, auch der Termin. Wegen der Dichte an Kunstmessen im Herbst soll die "Kunst Wien" in Zukunft im Frühjahr stattfinden und nicht mehr Mitte Oktober. Schon bei der neunten "Kunst Wien" fehlten drei wichtige österreichische Galerien, da es zu einer Terminkollision mit der neuen "Frieze"-Messe in London gekommen war.

Der bevorzugte neue Termin sei von 20. bis 24. April 2005, verrät Limbeck der "Presse". Heuer scheint also ausgesetzt zu werden - falls das MAK das Vakuum nicht nutzt und selbst aktiv wird, wie Gerüchte meinen. Dass eine Gegenmesse kommt, sei ihm klar, meint etwa Jirasko. Von MAK-Direktor Peter Noever jedenfalls sind noch keine Pläne zu erfahren. Er sei von der Stornierung des Termins sehr überrascht, meint er und will noch einmal das Gespräch suchen.

Der neue Betreiber dagegen feilt schon an Inhalten: Die Messe soll zu einer Plattform für Galerien aus Ost- und Zentraleuropa werden. "Das Credo heißt aber nach wie vor Qualität", betont Limbeck. Zu einer erfolgreichen internationalen Neu-Positionierung könnte auch der Umstand beitragen, dass Reed in Paris auch die angesehene FIAC veranstaltet. Seine Kollegen in Frankreich seien vom Standort Wien als Tor zum Osten ganz begeistert, erzählt Limbeck. Der neunköpfige Beirat der Messe, in dem u. a. Ursula Krinzinger, Rosemarie Schwarzwälder und Ernst Hilger sitzen, soll "alles in allem" der gleiche bleiben, kündigt Limbeck an. Man behalte sich jedoch vor, einen eigenen Experten zu nominieren.

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