Exentended Versions

Christof Kurzmann ist Musiker, politischer Aktivist, Organisator verschiedenster Projekte und eine widersprüchliche Persönlichkeit der Wiener Szene.




Christof Kurzmann & Shabotinski: (b)ypass:(k)ill

"Ich mache keine Musik, die unpolitisch ist, auch wenn sie im ersten Moment nicht als politsch wahrnehmbar ist," sagt der Wiener Musiker, Aktivist und Organisator verschiedenster Projekte, Christof Kurzmann. In den 80er Jahren startete er das Projekt "Extended Versions", das politisch motivierte Art-Rock-Duo mit Helmut Heiland. Doch Kurzmann, das war auch eine 17 Jahre lange Geschichte der Illegalität wegen Wehrdienstverweigerung. Und das war die Miterfindung und -organisation des legendär gewordenen 1995er Elektronik-Festivals "phonotaktik", später dann noch der sogenannten Bar Modern "rhiz" am Wiener Gürtel.

Produktive Krise

1998/99 aber kam der Bruch, der sich letztendlich als produktive Krise herausstellte. Das Ende des Lebens in der Illegalität, das Ende der Arbeit für phonotaktik und rhiz. Gleichzeitig machte er aber mehr eigene Musik als je zuvor. Christof Kurzmann arbeitet wieder mit Werner Dafeldecker, an "Shabotinski" zum Beispiel. Er improvisiert mit seinem Laptop in verschiedenen Formationen, macht Theatermusik, tritt mit seiner Rabiat-Big-Band "Orchester 33 1/3" auf und gründet außerdem noch ein eigenes Label.

Insgesamt eine Neudefinition der eigenen Arbeit, eine Art Remix des eigenen Lebens. Aus dem Rockmusiker mit vielfältigen Interessen von früher ist ein Bandleader, Komponist, Musiker in verschiedenen Kunst-Kontexten geworden.

Remixer mit Widersprüchen

Christof Kurzmann erscheint in der Wiener Szene als eine widersprüchliche Persönlichkeit: Einerseits Verbindungsglied, Motor oder Katalysator zwischen Musikszenen in seiner charakteristischen Offenheit und Neugier, gleichzeitig aber polarisiert Kurzmann mit manchen seiner Haltungen und Entscheidungen. Auch künstlerisch ist Kurzmanns selbst definierter Ansatz von sowohl Dilettantismus als auch Konzeptualität ein widersprüchlicher. Als Musiker erarbeitete er sich während der vergangenen Jahre jenes heterogene Feld an Künstlerbeziehungen, Auftrittsmöglichkeiten und Kompositionsaufträgen, das den durchlässig gewordenen Grenzen zwischen Off-Szene, Club-Kultur und bürgerlicher Konzertkultur entspricht. Doch auch diese Schönheit könnte sich als flüchtige erweisen.

Suche nach der klaren Sprache

Was immer er tue, ein gewisser Anspruch auf politisches Denken sei immer darin zu finden, meint Christof Kurzmann. Da werde es wohl unter heutigen Umständen nötig sein, wieder zu einer sehr klaren Sprache zu finden. Wenn für den Musiker und Komponisten Christof Kurzmann die Arbeit an einer Ausstellung das kurzfristige organisatorische Engagement bedeutet, dann ist die Gründung des eigenen Labels Charhizma das langfristige Äquivalent.

Selbsthilfeprogramm

Auf Kurzmanns Label Charhizma sind Platten von Marina Rosenfeld erschienen, von Helge Hintereggers Gruppe "The Comforts of Madness", von Bernhard Fleischmann, Martin Siewerts "Komfort 2000", vom Orchester 33 1/3 und eben auch von Shabotinski. Wie viele andere junge Labelgründungen auch, ist Chrhizma eine Art Selbsthilfeprogramm von Vertretern einer sich als unabhängig definierenden Szene.

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