Bregenz
(VN-cd) "Manchmal ist der Tod wie Müdesein. Man
lässt das Steuer los und träumt. Man steht an einer Klippe und die
Farben drehen sich am Grund", schreibt der Vorarlberger
Schriftsteller Wolfgang Hermann in "Fliehende Landschaft". Der
österreichische Maler Roman Scheidl hat nun mit der Schauspielerin
Katharina Puschnig eine Performance zu Texten von Hermann gestaltet.
Sie eröffnete die Sommerausstellung in der Galerie "Art House".
Das Bregenzer Unternehmen steht - vor allem im Sommer,
wenn sich die Landeshauptstadt aus gutem Grund betont zeitgenössisch
gibt - für ein eher klassisches Programm. Scheidl (geboren 1949 in
Leopoldsdorf, Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien)
darf als moderner Klassiker bezeichnet werden. Er zählt zu den
österreichischen Expressionisten, in dessen Werk sich Anlehnungen an
Matisse oder Kandinsky ablesen lassen. Und auch diese Namen
verweisen unter anderem auf ein grenzüberschreitendes Arbeiten, auf
eine Partnerschaft etwa zwischen bildenden und darstellenden
Künstlern bzw. zwischen Malern und Tänzern.
Illustration und Assoziation
Live zu Texten zu zeichnen bzw. zu malen hat ein
bestimmtes Faszinosum, das sich zahlreiche Vernissagegäste nicht
entgehen lassen wollten. Scheidl vermag Illustration mit
Assoziationen in rascher Abfolge zu verbinden.
Ähnliche Aufführungen wie jene zu Texten von Hermann haben etwa
auch schon in einem Wiener Kleintheater zum "Jedermann"
stattgefunden. Eines ist klar: In platte Illustrierung driftet Roman
Scheidl nie ab.
Hermann, von dem Textstellen über den Tod bzw. über die
Überwindung von Ängsten gewählt wurden, betonte, sich in den Bildern
wiedergefunden zu haben. Gerade bezüglich des Akzeptierens der
Vergänglichkeit (die Live-Malerei Scheidls hat nur für den
Augenblick Bestand) bzw. in der Nähe zur asiatischen Philosophie
treffe man sich. Diese Nähe zeigt sich auch in den großformatigen
Werken und kleineren Serien des Malers, der Fassetten der Freiheit
zu thematisieren vermag und dabei selbstverständlich kein lapidares
"Sichfreimalen" berührt. Wieder eine Nähe zum Autor.
Ich habe mich in diesen Bildern, die nach meinen
Texten gemalt wurden, durchaus wiedergefunden.
SCHRIFTSTELLER WOLFGANG HERMANN
Scheidls neue Arbeiten spiegeln die Nähe zur asiatischen
Philosophie.