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LANDESGALERIE: Ausstellung "edgar honetschläger: regie"

Transfer ohne Substanzverlust

Zwei Filme aus Ausgangspunkt einer Ausstellung im Rahmen einer traditionellen Museumsinstitution wie der Landesgalerie - wie funktioniert das? Im Fall von Edgar Honetschläger, dem aus Linz gebürtigen Grenzgänger zwischen Kontinenten und künstlerischen Ausdrucksformen, gelingt das Experiment.
Honetschläger bedient sich für die Inszenierung seiner Themen verschiedenster Techniken: Zeichnung, Lithographie, Performance, Text, Film, Video. Er bleibt in den zentralen Botschaften jedoch stets ganz klar fokussiert: Es geht unter der ästhetischen Oberfläche um interkulturelle Verständigung, Kommunikation über gegenseitige Vorurteile hinweg, gegen Kolonialismus in jeglicher Form - all das ohne didaktische Plumpheit - elegant, sophisticated.
Der Ausstellungstitel "edgar honetschläger: regie" verweist auf die Position des Künstlers. Er inszeniert - nicht nur Filme, auch Bilder wie jenes, das auf Plakatwänden im Stadtbild Aufmerksamkeit erregt : Auf einem der flughafenüblichen Gepäckswagen sitzen, strahlend weiß gekleideter Import aus dem Westen, eine Frau und ein Kind, umringt von höflich lächelnden Japanern.
Es illustriert sehr typisch Honetschlägers künstlerischen und politischen Denkansatz, in dem das Motiv des sich als Mittelpunkt der Welt gebärdenden Westens, auf den alle anderen "gebannt blicken müssen", relativiert wird.
Dieses Bild ist auch Cover des zur Ausstellung in der Bibliothek der Provinz erschienenen Buches (mit Texten des Künstlers, Beiträgen von Martin Hochleitner und Georg Seeßlen, 260 Seiten, S 280,-). Die Rückseite zeigt ebenfalls ein signifikantes Motiv. Honetschläger: "Bevor in Japan ein Jet abfliegt, verbeugt sich der Lotse. Dieses Verbeugen vor der Technik ist wie ein Kommentar zu den Ereignissen vom Dienstag in den USA. Es ist an der Zeit, einzusehen, dass unsere Vorstellungen von der Welt obsolet sind. Wir müssen endlich von anderen Kulturen lernen. Es geht um Respekt für Asien, für Afrika."
Die Ausstellung in der Landesgalerie dokumentiert an Beispielen Honetschlägers Arbeitsstil, der eigenen Regeln folgt. So entstehen Zeichnungen zu seinen Filmen nicht als erster Schritt des Schaffensprozesses, sie sind keine durchgängigen Storyboards. Sein Rhythmus ist: "Drehen, zeichnen, die Zeichnungen an der Wand herumschieben, bis eine Lösung gefunden ist, dann Filmschnitt."
Die Extrempole der Schau: Blätter aus einem lithographierten Eichendorff-Zyklus, praktisch ein "Film" in Einzelbildern, andererseits der ohne Aussageverlust zum Bild komprimierte Film "Milk". Der Transfer zwischen den Medien funktioniert.
Erstmals in Europa zu sehen: 450 Gipsplatten des Kunstprojekts "Schuhwerk", das in Japan 1994 beträchtliches Aufsehen erregte.
"edgar honetschläger: regie", Sonderausstellung in der Landesgalerie am OÖ. Landesmuseum; 13. 9. bis 11. 11.; Di.-Fr., 9-18 Uhr, Sa., So. und Feiertage 10-17 Uhr. Begleitprogramm: Spielfilm "Milk" am 14. und 15. 9. im City Kino; am 26. und 27. 9. im Moviemento.


OÖN vom 13.09.01 zuletzt geändert am: 12.09.01 17:49:52


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