"Deutschland marschiert, Weltausstellung Paris 1937"
Ein Hinterhof in Neapel 1959: Eine Frau hängt vor einem Fenster Wäsche auf, Wein rankt an der bröckelnden Fassade, daneben ein antiker Pferdekopf, stolz, riesig und von Blumentöpfen umstellt. Herbert List hatte ein Auge für die surrealistischen Momente im Alltag: Selbst wenn der deutsche Fotograf (1903-1975), dem die Galerie Westlicht eine umfassende Retrospektive widmet, für Magnum die Welt bereiste und Fotos für Reportagen schoss, ist dieser Blick zu bemerken.
Als Sohn einer Hamburger Kaufmannsfamilie begann List Mitte der 1920er-Jahre zu fotografieren. Unter dem Eindruck der europäischen Avantgarde inszenierte er vom Surrealismus inspirierte Stillleben. Als er Deutschland 1936 aus politischen und privaten Gründen (List war bekennender Homosexueller) verließ, machte er sein Hobby zum Beruf, arbeitete in London und Paris.
Dort hat List 1937 auch einen weiteren dieser unwirklichen Augenblicke - traumartige Szenen, wie sie ihn stark beeinflussende Maler wie de Chirico oder Magritte auf die Leinwand bannten - fotografiert: Eine mit Stoff umhüllte Skulpturengruppe vor dem Deutschland-Pavillon der Pariser Weltausstellung; am Sockel lehnen zwei Bretter und werfen harte Schatten, die an eine Leiter erinnern. Ein sehr ähnliches Motiv - verhülltes Reiterdenkmal mit Leiter - hat List im selben Jahr in Athen aufgenommen.
Solche Aufnahmen sind jedoch nicht nur Fundstücke: Er inszenierte auch: tauchte Personen, Objekte und Landschaften in ein surrealistisches Licht. Viele Aufnahmen entstanden unter der grellen Sonne Griechenlands, wo List dem Mythos der griechischen Antike nachspürte. Das südliche Licht steigerte die Hell-Dunkel-Kontraste, schärfte die Schatten. Statuen und Männerkörper inszenierte List mit vergleichbarer Sinnlichkeit und Eros.
Das Spiel mit Licht und Schatten wurde zum wesentlichen Gestaltungsmerkmal seiner Kompositionen. Ein besonderes Augenmerk, das in allen Schaffensperioden zu bemerken ist. "Sichtbar genannte Vision" nannte List selbst seine Arbeit. Der Kunsthistoriker Günter Meken prägte mit Blick auf seine Aufnahmen und in Anlehnung an Giorgio de Chirico den Begriff "fotografia metafisica". (Anne Katrin Feßler / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.4.2010)
Westlicht - Schauplatz für Fotografie, Westbahnstraße 40, 1070 Wien. Bis 5. 4.
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