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U-HOF: Wolfgang Hemelmayr
Körper mit dem Zeichenstift operiert
Striche auf Papier. Nackte Körper beschreibend, schroffe Steinformationen herausmeißelnd. Ja, klar sind das Zeichnungen. Aber was haben derlei künstlerische Äußerungen zumeist gemeinsam? Genau: Es ist ihre Zweidimensionalität. Dass dies beim Mühlviertler Künstler Wolfgang Hemelmayr zumindest und zumeist völlig anders wirkt, ist erstens irritierend, zweitens sein immenses Talent und drittens seine spezielle Herangehensweise.

Skulptural

"Mein Zeichnen bedeutet keine oberflächliche Naturnachahmung", sagt Hemelmayr über jene Bildwerke, die bis 23. November im Ursulinenhof Linz (Berufsvereinigung) zu sehen sind: "Es ist eher ein Tasten, ein Schneiden, ein Setzen - ein Ver-Setzen, ja ein Vorgang der Entnaturalisierung."

Und so scheint seine zeichnerische Definition dieser Stein- und Körper-Massen auch aus dem Hineingraben in eine zuvor von ihm gespannte Haut zu entstehen: Spuren von Blau, von Rot, zerhackt vom Radiergummi, von fast zwanghaft gesetzten neuen Strichfetzen. Und somit arbeitet Hemelmayr auch auf dem Blatt Papier bildhauerisch. Gräbt sich unter bereits Gezeichnetes zur innersten Materie. So, als würde er tatsächlich mit dem Zeichenstift im blanken Körper operieren. Beeindruckend und höchst sehenswert. (irju)

Info: 0732/ 779868.

OÖnachrichten vom 02.11.2005
 
   



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