Zusammengefunden haben die beiden Damen samt ihren Beschützern in einem Inserat für den Zigarettentabak Drum. Weil: Erstens ist der "Surprisingly Mild" (wie die Leibwächter). Zweitens lässt sich beim Wuzeln "Your own rhythm" finden, was wiederum auf die unabhängigen Frauen verweist. Und drittens zeigt das Inserat eine Künstlerin, die sich gerade Michelangelos Erschaffung des Adam aus der Sixtinischen Kapelle als Wandmalerei ins Klo kopiert und damit wohl für den Privatgebrauch aneignet.
Wozu wiederum ganz ausgezeichnet ein Zitat des Künstlers Jimmie Durham passt, in dem sich der als Traditionalist outet und der guten alten Freskotechnik den Vorzug vor der - längst noch nicht vollständig erprobten - Ölmalerei gibt.
Und Elke Krystufek ist ja schließlich auch Künstlerin. Sie hat die eben beschriebene Collage gemacht - eine von insgesamt 115 für das Künstlerbuch The Rich Visit the Poor, the Poor Visit the Rich.
Materialsammlung
Aus dem Buch wurde nun - entgegen der üblichen Fahrtrichtung - eine Ausstellung für die Bawag-Foundation. Aus den Druckvorlagen hat Krystufek 31 Fototableaus zusammengefügt. In Vitrinen legt sie ihr Ausgangsmaterial offen: Ihren Handapparat an Literatur als Archiv brauchbarer Zitate, unzählige Magazine und Zeitschriften, Schnappschüsse und absichtsvolle Aufnahmen dessen, was ihr so auffällt.
Diesmal mit dem Themenschwerpunkt Diskrepanzen: Zwischen Arm und Reich, Slum
und Palast, Künstler und Sammler, Sozialkritik und Marktwert, Realität und
Werbung, dem Alltag des einen und jenem eines anderen. Das ergibt zwangsläufig
komplexe Bezugssysteme, über die sich lang palavern lässt. Und da die Personen
in Krystufeks fiktiven Handlungssträngen real existieren, erfreut man sich am
Wiedererkennungswert, ergänzt die Collagen um den eigenen Anteil und fühlt sich
sogleich geborgen in Elkes letztlich harmloser Art-World-Soap. Bis 4. 9.
(DER STANDARD, Printausgabe vom 5.7.2004)