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Hauptausgabe vom 28.07.2003 - Seite 006
Völlig vernagelt ¼

VON IRENE JUDMAYER

Moderne Kunst schön und gut, man sei ja aufgeschlossen, aber: Sensiblen Passanten sei so etwas Obszönes nicht zuzumuten. Festspielgästen schon gar nicht.

Derlei Argumente führten dazu, dass Salzburgs Bürgermeister Schaden den Brunnen "Arc de Triomphe" der seit 1990 international erfolgreich tätigen Künstlergruppe "Gelatin" mit knallgelben Baustellenverschalungsbrettern vernageln ließ. Jenen Triumphbogen, der (die OÖN berichteten) einen nackten Mann darstellt, der vor dem Rupertinum eine "Brücke" turnt. Dem sich dabei naturgemäß der Penis weit nach oben reckt. Der dabei Wasser lässt.

Viel ist dieser Tage in Salzburg von Kunst die Rede. Nur allzu gern heftet sich die versammelte Politprominenz die Mär von der Aufgeschlossenheit ans Revers. Kritisch-satirische Kunststatements bedingen durchaus eine kritische Auseinandersetzung. Eine derartige Zensur ist allerdings dieser Skulptur an Obszönität weit überlegen.

Denn angesichts dieses Bretterverschlags entblößt sich rasch die wirkliche Haltung Salzburgs zur Kunst: Anscheinend völlig vernagelt ¼


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