1975 starb der Bildhauer Fritz Wotruba, zehn Jahre nach
ihm seine Frau Lucy. Alles Vermögen erbte ein gemeinnütziger Verein, der
Wotrubas bildhauerischen und grafischen Nachlass erhalten, pflegen, der
österreichischen Öffentlichkeit zugänglich machen will.
Inzwischen verstorbene Proponenten wie Gottfried von
Einem und Rudolf Kirchschläger hatten sich ebenso vergeblich darum bemüht
wie Heinz Fischer und Erhard Busek. Doch nun sind sogar zwei Varianten
aktuell:
[*] Wotruba im ehemaligen Museum des XX. Jahrhunderts im
Schweizergarten, das von der Österreichischen Galerie Belvedere total
renoviert wird und Räumlichkeiten nach Ideen des Architekten Markus
Spiegelfeld für die Unterbringung der Skulpturen und Grafiken angeboten
hat;
[*] ein neugebautes Wotruba-Museum unterhalb der
Wotruba-Kirche in Mauer.
Die eine wie die andere Lösung kann vom Verein finanziert
werden. Ihm wurden für diesen Zweck die Wotruba-Villa in der Wiener
Felix-Mottl-Straße und auch jenes Vermögen vererbt, das der Bildhauer im
Ausland (vor allem mit Nachgüssen von Steinplastiken in Bronze) verdient
und vorbei an der Einkommens-, Vermögens- und Erbschaftssteuer in der
Schweiz gebunkert hatte.
Christa Kamm in Zug, Tochter des Sammlers und
Kunsthändlers, bei dem Wotruba als Flüchtling (seine Frau war als Jüdin
verfolgt) Unterschlupf und Erwerb fand, hat seit 1975 wenigstens dreißig
Millionen Schilling treuhänderisch verwaltet und vermehrt. Sie parkte
einen Teil des Vereinsvermögens in Liechtenstein. Die dort gegründete
"Duina"-Stiftung wurde 1986 in eine "Foundation for the Promotion of
Skulpture" umgewandelt. Christa Kamm ist heute Vizepräsidentin, der
KHM-Generalsdirektor Wilfried Seipel Präsident des "Vereins der Freunde
zur Erhaltung und Betreuung des künstlerischen Nachlasses von Fritz
Wotruba".
Vor einem Jahr bereits schien eine Wotruba-Dauerbetreuung
durch die Albertina zum Greifen nahe. Für 726.000 Euro (zehn Millionen
Schilling) plus Betriebskostenzuschuss hätte der Verein die Wotruba-Kunst
auf zwanzig Jahre dort unterbringen dürfen. Doch Direktor Schröder
kapitulierte, als er beim genauen Studium des Nachlasses zu wenige
Stein-Unikate und qualitätvolle Blätter für eine Dauerausstellung fand.
Die Rechnungsprüfung des Vereins liegt in den Händen der
Wiener Wirtschaftsprüfungskanzlei Centurion, wo auch der
SPÖ-Kurzzeitfinanzminister Andreas Staribacher als Geschäftsführer
arbeitet. In den Centurion-Berichten ist freilich das "schwarze"
Vereinsvermögen nicht gelistet.
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