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20.12.2002 - Ausstellung
Rupertinum: Exkursion zum barocken Stern
Das Salzburger Rupertinum zeigt Jakob Gasteigers gewohnte Malerei. Überraschend intensiv bleibt die Installation seiner Aluminiumobjekte in Erinnerung.
VON ALMUTH SPIEGLER


Woher kommen sie? Wer hat sie gefunden, wer sie geholt? Ja, leben sie vielleicht? Und wie greifen sie sich an? Eiskalt, kann man verraten. Aus Aluminium sind die silbrig schimmernden zerklüfteten, wurligen, ausgefransten, fahrigen Dinger. Wurmförmig oder bauchig liegen diese seltsam fremden Gebilde auf rohen Holzkisten in einem schmalen Saal des Rupertinums in Salzburg. Einsam wie Relikte einer interstellaren Exkursion, zur Begutachtung auf ihren Behältnissen ausgebreitet.

Jakob Gasteiger ist der Abenteurer, der seine Schätze hier präsentiert. In ihrer Geworfenheit scheinen sie ein Geheimnis zu bergen, das die Produktionsweise dann harsch entlarvt. Eigentlich schade. Wie Bleigießen funktioniert die Methode, nur eben mit Aluminium - und natürlich in der Dimension um einiges größer. Erst heuer hat sie der 1953 in Salzburg geborene Künstler entstehen lassen. Überraschend, zu seinen im formalen Vergleich minimalistischen Malereiarbeiten.

In dicke Schichten Acrylfarbe zieht Gasteiger mit kammartigen Hilfsmitteln Rillen - es entstehen Strukturen aus Stegen, Furchen und Schatten, die optische Effekte ergeben. Erst im langsamen Vorbeigehen zeigen sich so die unterschiedlichen Facetten eines Bildes. Aus monochromem dumpfen Grau beginnt sich etwa ein heller Streifen abzuheben, um einige Schritte weiter wieder verschwunden zu sein. Gegen dieses künstlerisch strikte Programm geben sich die Aluminiumbrocken angenehm barock und zufällig.

Doch auch in seinen jüngsten Malereien läßt sich ein Zug zu mehr Formenvielfalt erkennen. Beließ es Gasteiger bisher bei senkrecht Geripptem, läßt er es jetzt einmal schwingen: Breite, schwarz-gelbe Linienströme winden sich schwerfällig über die Leinwand. Dekorativ ist das in jedem Fall und nach über zehn Jahren Senkrechten schon beinahe ein zu mutiger Schritt ins Verspielte. Aber auch der Markt will bedient werden und verlangt eben immer schneller nach Neuem.

Bis 2. Februar. Täglich 10 bis 18 Uhr, Mi. 10 bis 21 Uhr.



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