Komplizierte Geschichte

"Es wird so konfus, ich kenn' mich nicht mehr aus", so Bruno Gironcoli im Jänner dieses Jahres zur geplanten Kunsthalle.


"Die 'Herbergssuche' für das künstlerische Lebenswerk des bedeutenden österreichischen Bildhauers Bruno Gironcoli ist zu Ende: Die Kärntner Landesregierung beschloss am Dienstag, das Gesamtwerk des gebürtigen Villachers in der ehemaligen Erzaufbereitungsanlage der Bleiberger Bergwerks Union (BBU) in Bad Bleiberg ständig zu präsentieren. Gironcoli seinerseits hat sich bereit erklärt, seine Werke dem Land Kärnten in Form einer Stiftung zur Verfügung zu stellen". Das meldete die APA am 7. März 2000.

Die Kosten für die Adaptierung der ehemaligen Erzhalle würden, wie Landeshauptmann Jörg Haider mitteilte, nach ersten Schätzungen rund 1,8 Mio. Euro betragen. Ein architektonischer Zubau werde vom Chef der Bau Holding und Kunstmäzen Hans-Peter Haselsteiner übernommen. Haider erwarte sich jedoch auch einen finanziellen Beitrag des Bundes, so die Meldung vor drei Jahren.

Suche nach Aufstellungsort

Für die Skulpturen Gironcolis war rund drei Jahre lang ein Aufstellungsort gesucht worden, weil das bisherige Depot im Messepalast mit dem Bau des Museumsquartiers nicht mehr zur Verfügung stand. Nach der großen Gironcoli-Ausstellung im Museum für angewandte Kunst 1997 waren die Werke in den Depots einer Kunstspedition untergebracht worden.

Stiftungs-Konzept

Das damals vor der Realisierung stehende Konzept sah die Gründung einer Stiftung vor, in die der Künstler die Werke (einschließlich der Nutzungsrechte) einbringt, während von Seiten der öffentlichen Hand und privater Stifter die erforderlichen Finanzmittel einfließen sollen. Die Stiftungsgremien sollten dann für die Unterbringung und Ausstellung der Werke sorgen sowie dafür, dass sie als Leihgaben im Ausland präsentiert werden können.

Zu dem Vorschlag für Stiftung war im Jahr 1999 eine Expertengruppe unter der Leitung von Dieter Bogner gekommen, die von der Kunstsektion des Bundeskanzleramtes mit der Erstellung einer Studie über die Möglichkeiten einer musealen Unterbringung der Werke beauftragt worden war.

Zahlreiche Angebote

An Raumangeboten für die Errichtung eines Ausstellungshauses für den weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannten Künstler hat es österreichweit nicht gefehlt.

Es habe interessante Angebote aus Villach, Wiener Neustadt und Gmünd gegeben, ebenso einen Vorschlag der Stadt Wien zu einer kostengünstigen Unterbringung, berichtete Andreas Mailath-Pokorny, der damalige Leiter der Kunstsektion im Bundeskanzleramt gegenüber der APA. Überwiegend wurde allerdings erwartet, dass der Bund für den Gutteil der Kosten der Errichtung und zum weiteren Betrieb beitrage.

Mailath: Studie auch an Kärnten

Eine Entscheidung des Künstlers zu diesem Konzept sei noch nicht gefallen, so Mailath-Pokorny Ende Mai 1999. Die Studie sei auch dem Land Kärnten übermittelt worden. Sollte das Konzept angenommen werden, hoffe der Leiter der Kunstsektion auf eine Beteiligung weiterer öffentlicher Körperschaften, zumal die Verantwortung für Projekte mit musealen Inhalten nicht eigentlich in die Kompetenz der Kunstsektion falle, hieß es damals.

2001: Projekt vor Realisierung

Die geplante große Kunsterlebnis-Ausstellung von Brunio Gironcoli auf dem ehemaligen BBU-Gelände in Bad Bleiberg mache große Fortschritte. Der Künstler sei darüber hoch erfreut, dass seine Vorschläge und Ideen wohlwollend aufgenommen wurden, meldete die APA Anfang Juni 2001.

Für ihn erfülle sich ein Lebenstraum, weil mit dem Projekt in Bad Bleiberg seine auf mehrere Orte und Depots verstreuten Werke endlich zusammengeführt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können, erklärte Gironcoli in einem Gespräch mit dem Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider (F).

Projektgruppe

Eine Projektgruppe unter der Leitung von Christian Kaltenegger werde die geplanten Maßnahmen vorantreiben. Der Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiner hat sich als Sponsor für den Zubau zur Verfügung gestellt. Offene Fragen wie etwa die Nutzungsrechte der eingerichteten Stiftung, welche die Originale des Künstlers verwalten wird, konnten bereits geklärt werden. Demnach werden diese Nutzungsrechte vollständig dem Künstler überlassen.

Vorerst sei geplant, 51 riesige Skulpturen (bis zu sieben Meter hoch und neun Meter breit) des Künstlers zu präsentieren. Dem Publikum solle im Bleiberger Kulturthemenpark insgesamt ein spielerischer Zugang zur zeitgenössischen Kunst ermöglicht werden, hieß es vor zwei Jahren.

"Gironcoli-Kunsthalle lässt auf sich warten"

Die geplante Gironcoli-Kunsthalle in Kärnten lässt weiterhin auf sich warten, da die Frage des Rechtsträgers noch ungeklärt ist, berichtete die APA im Juni des Vorjahres. Für den Kärntner Landeshauptmann Haider sei auch eine Privatstiftung vorstellbar, für die das Land einen Einmalbeitrag zum Stammkapital leisten würde. Dann könnten die Skulpturen von Bruno Gironcoli nach Kärnten übersiedeln, so Haider damals.

Kulturreferent Haider betonte, eine finanzielle Unterstützung des Landes für die Privatstiftung wäre an Bedingungen geknüpft. So müsste der Bund den gleichen Beitrag leisten wie das Land, auch Gironcoli selbst müsste "etwas zum Stammkapital beitragen". Aus den Erträgen des Kapitals und sonstigen Einnahmen könnten dann die laufenden Kosten der Gironcoli-Kunsthalle gedeckt werden. Eine Dauersubventionierung der Privatstiftung durch das Land lehne er ab, sagte Haider damals.

Gespräche ausgesetzt

Die laufenden Gespräche zwischen dem Land und Gironcoli seien laut Haider auf Wunsch des Künstlers ausgesetzt worden, hieß es damals. Der Grund dafür: Gironcoli prüfe zur Zeit ein Angebot des Spittaler Bauindustriellen Hans-Peter Haselsteiner, der für Teile des umfangreichen Oeuvres eine Ausstellungsfläche in Wien schaffen möchte.

Dafür würde sich die so genannte "Platte" über der Donauuferautobahn eigenen, wo der Neubau der STRABAG-Konzernzentrale errichtet werden solle. Für Haider sei dieses Angebot Haselsteiners eine "willkommene Ergänzung". So könne ein Teil der Werke des Künstlers in der ehemaligen BBU-Erzaufbereitungsanlage in Bad Bleiberg bei Villach seine Heimat finden, ein Teil würde ein "Schaufenster" für Kärnten in Wien darstellen.

Haider: Kein Präjudiz

Der Rechtsanwalt Gironcolis prüfe die Möglichkeiten, die sich aus einer Privatstiftung ergeben würden. In den kommenden Verhandlungen mit Gironcoli sollten laut Haider vor allem Fragen der Werknutzungsrechte und des seitens des Landes geforderten finanziellen Beitrags geklärt werden.

Eine Lösung müsse "für die Öffentlichkeit nachvollziehbar, kulturpolitisch vertretbar und sachlich schlüssig" sein, so Haider. Jedenfalls dürfe der "Sonderfall Gironcoli" kein Präjudiz schaffen, das andere Künstler und Kulturinitiativen diskriminiere, hieß es im Juni des Vorjahres.

Stand Anfang 2003

Der Stand Anfang dieses Jahres: Die Verhandlungen mit dem Land Kärnten über ein Museum in der ehemaligen BBU-Erzaufbereitungshalle in Bad Bleiberg laufen nun schon seit über zwei Jahren. Die noch ungeklärte Finanzierung des Projekts, personelle Fluktuationen in der Kärntner Kulturpolitik und Differenzen über die rechtliche Konstruktion (Kärnten favorisiert eine Privatstiftung, Gironcoli eine Kapitalgesellschaft) hätten eine Entscheidung bisher verzögert, so Gironcolis Anwalt Georg Kahlig im Jänner dieses Jahres, der aber an einen positiven Abschluss dieses "mittelfristigen Projekts" innerhalb von zwei bis drei Jahren glaubt.

Derzeit stehe die gesamte Erzaufbereitungshalle außerdem noch unter Denkmalschutz. Dieser müsste zumindest für die Innenräume aufgehoben werden, um einen Umbau zu ermöglichen. Rund zwei Millionen Euro würde dieser dann kosten, für den Betrieb gäbe es noch keine Kostenschätzung. Der Bund habe jedenfalls seine Unterstützung dafür zugesagt.

Gironcoli: Halle als Depot

Gironcoli möchte die Halle aber lieber als Depot nutzen und wünscht sich einen zusätzlichen Anbau, um nicht, wie ihm vorgeschlagen wurde, seine Arbeiten in den Bleiberger Maschinenpark integrieren zu müssen.

Die geplante Kunsthalle auf der "Platte" über der Donauuferautobahn in Wien, wo der Bauindustrielle Hans-Peter Haselsteiner den Neubau der STRABAG-Konzernhalle errichten will, ist Teil des Projekts und dürfte laut Kahlig noch vor dem Bleiberger Umbau fertig sein, hieß es im vergangenen Jänner.

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