Zehn Jahre Schiele-Magnetismus


Wien.

"Botschafterin" ihres Mannes:
Elisabeth Leopold.

"Botschafterin" ihres Mannes:
Elisabeth Leopold.
"Botschafterin" ihres Mannes:
Elisabeth Leopold.

(irr) Ehre, wem Ehre gebührt. Tobias Natter, zuletzt Hauptattraktion des Leopold Museums, weil zum Direktor designiert, übte sich am Mittwoch in nobler Zurückhaltung. Schließlich stand an diesem Tag ja auch ein Rückblick im Vordergrund, galt es doch, vor Pressevertretern die ersten zehn Museumsjahre zu feiern. Aber gewürdigt wurde der Neo-Chef in der ersten Publikumsreihe dann doch. Natter, so hoffte sein kaufmännischer Direktor vom Rednerpult aus, könnte helfen, die prekäre Finanzsituation zu lindern. Womit Peter Weinhäupl freilich nicht fordern wollte, dass "Tobias Natter mit dem Geldbörserl kommt". Aber er könne doch manches gute Wort bei der Politik einlegen.

Abgesehen von dieser Misslichkeit (ebenfalls ein Jubiläum: zehn Jahren die gleiche Subventionssumme) ist fast alles eitel Wonne. Rund 350.000 Besucher strömen jährlich ins Haus, 3,3 Millionen waren es seit der Gründung im einst neuen Museumsquartier. Ja, die Sammlung Rudolf Leopolds tut weiterhin ihre Wirkung: 5677 Werke beinhaltet sie, darunter die "weltgrößte Egon-Schiele-Sammlung", wie sich das Haus rühmt. Auf die Meriten des Museumsgründers blickte dann auch dessen Witwe und "Botschafterin" Elisabeth vor Publikum zurück. Gemeinsam mit ihrem Sohn Diethard hat sie die Jubiläumsausstellung kuratiert: Heute Abend eröffnet "Melancholie und Provokation", laut eigenen Angaben die bisher größte gezeigte Schiele-Schau. Weitere Jubel-Stationen: ein Open-House-Tag am Freitag bei freiem Eintritt, die zeitgenössische Ausstellungen "The Excitement Continues" (ab 14. Oktober, mit Werken der Sammlung Leopold II) sowie eine Hermann-Nitsch-Schau (ab 4. November).

Zumindest vorsichtiger Optimismus ist beim Thema Restitution zu hören. Seit der Einigung im Fall "Wally" (die Leopold-Stiftung zahlte in einem Vergleich 19 Millionen Dollar) habe sich einiges bewegt. Laut Stiftungsvorstand Helmut Moser setzt sich die Ansicht durch, dass solche Konflikte nicht nur durch Naturalrestitution, sondern auch andere "faire und gerechte Lösungen" im Sinne des Washingtoner Abkommens zu bereinigen sind. Einige Arbeit bleibt da noch: Elf von 70 durchleuchteten Werken der Sammlung wurden als restitutionswürdig eingestuft, bisher fand sich in fünf Fällen eine Einigung.

www.leopoldmuseum.org




URL: http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/kunst/?em_cnt=398640&em_loc=77
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