Mit der Kunst wächst der Raum
Thaddaeus Ropac. Der Galerist eröffnet in der Vilniusstraße in Salzburg einen multifunktionalen Kunstort für Riesenformate.
ERNST P. STROBL Salzburg (SN). Er bleibt völlig gelassen trotz viermonatigen Bauverzugs. Thaddaeus Ropac ist höflich und freundlich wie gewohnt. Eine unauffällig graue Halle entsteht da im Salzburger Stadtteil Schallmoos, ausgerechnet sie soll Sammler aus aller Welt anlocken. Und Ropac hat eine exquisite Klientel, wie man weiß. Wer sonst könnte sich die Kunstwerke leisten, die an diesem Ort gezeigt werden sollen? Es geht um kolossale Skulpturen, Installationen oder Riesenleinwände, die nur in Museumshallen gezeigt werden können.
Die Villa Kast am Mirabellplatz wurde für die künstlerischen Höhenflüge zu klein, Ropac musste sogar eine Ausstellung von Gilbert & George absagen, weil sich die Künstler zu riesigen Formaten entschlossen haben, die in der Galerie keinen Platz fanden. Auch andere weltberühmte Künstler – Ropac betreut durchwegs begehrte Stars – wie Georg Baselitz, Anselm Kiefer, Tony Cragg oder Anthony Gormley schaffen immer größere Skulpturen und Gemälde.Salzburg statt Paris Thaddaeus Ropac konnte zwischen seinen beiden Galeriestandorten Salzburg und Paris abwägen, und entschied sich schließlich für Salzburg, trotz der schlechteren Flugverbindungen für die internationalen Interessenten. Sicher ist Paris leichter zu erreichen, die dortige Halle wäre aber weit entfernt von der Rue Debelleyme gewesen, wo Ropac eine wunderschöne Galerie betreibt. Salzburg bietet dafür die Nähe zur Galerie, und das war letztlich ausschlaggebend. Was das Ganze kostet, darüber lässt sich Ropac nichts entlocken, Diskretion gehört zum Geschäft.
Aber dennoch kam Ropac ins Grübeln, ob die Rieseninvestition zum jetzigen Zeitpunkt der richtige Weg sei, als im Vorjahr die internationale Finanzwelt ins Rotieren geriet. Drei lange Wintermonate habe sein Stimmungstief gedauert, gesteht Ropac freimütig. Jetzt aber sei er davon überzeugt, dass die Krise höchstens mittelfristig, eher kurzfristig ausfallen werde. Die Errichtung der Halle mit dem „Special Project Space“ habe nun sogar die Dimension eines optimistischen Signals für die zweifelnde Kunstwelt.
Die 2600 Quadratmeter im grauen Kubus – auf „moderne“ Architektur wollte Ropac bewusst verzichten – werden nicht nur genutzt, um bis zu 8 Meter hohe Skulpturen oder Riesenformate bis 14 x 10 Meter unterzubringen, auch ein Lager, das Archiv und ein Fotostudio sowie Büros werden integriert.
Während sich die Halle außen extrem bescheiden gibt, wird sie im Inneren technisch hochgerüstet. So wird etwa nachts der Sauerstoff abgesaugt, um jegliche Brandmöglichkeit auszuschließen, und anderes mehr. Die Ropac-Ausstellungen werden natürlich weiterhin am Mirabellplatz zugänglich sein, der „Special Project Space“ dient als Ergänzung zum Galerieprogramm mit Installationen oder anderen monumentalen Kunstwerken, vor allem aber der Nobelkundschaft zur Besichtigung und Beratung im „privaten“ Rahmen.
Demnächst zieht für kurze Zeit eine größere Baselitz-Bronze in die Halle, eine kleine Feier mit geladenen Gästen soll es auch geben. Den Straßennamen Vilniusstraße sollte man sich merken.