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Frosch am Kreuz: Bozener Museumsdirektorin gefeuert

28.10.2008 | 16:33 |  (DiePresse.com)

Wochenlang wurde in Südtirol um ein Kunstwerk Martin Kippenbergers gestritten: Es zeigt einen gekreuzigten Frosch mit Bierkrug. Nun muss die Direktorin gehen, aus finanziellen Gründen.

Die Direktorin des Südtiroler Museums für moderne und zeitgenössische Kunst Museion in Bozen, Corinne Diserens, ist mit sofortiger Wirkung entlassen worden. Als Grund wurde vom Stiftungsrat die "schwierige finanzielle Situation als Folge beträchtlicher Ausgaben" genannt. Das Museion hatte in der Vergangenheit vor allem durch heftige Querelen rund um den sogenannten gekreuzigten Frosch, eine Skulptur des deutschen Künstlers Martin Kippenberger, für Schlagzeilen gesorgt.

Der Beschluss des Stiftungsrates wurde bereits am Montag gefasst. Das Vertragsverhältnis mit der Schweizerin Diserens werde mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Sie habe Ausgaben getätigt, ohne über die dafür notwendige finanzielle Deckung zu verfügen, und ohne zuvor die Genehmigung der Stiftungsorgane einzuholen, hieß es in einer Aussendung. Damit habe sie gegen die Geschäftsordnung der Stiftung verstoßen.

"Zuerst die Füße" sei geschmacklos

Das vom Land Südtirol finanzierte Museion hatte ein neues Gebäude bekommen. Nach der Eröffnung im Mai dieses Jahres sorgte Kippenbergers dort ausgestelltes Kunstwerk mit dem Titel "Zuerst die Füße" für erhitzte Gemüter. Es zeigt einen gekreuzigten, grünen Frosch, der in der einen Hand einen Bierkrug und in der anderen ein Ei hält. Es verletze die religiösen Gefühle der Menschen, wurde kritisiert.

Der Südtiroler Landeshauptmann Luis Durnwalder (SVP) sprach von einer Respekt- und Geschmacklosigkeit. Einen Schritt weiter ging der SVP-Politiker Franz Pahl in der Vorwahlzeit. Er trat in Hungerstreik, um die Entfernung des Frosches zu erwirken.

 


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