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10.04.2003 - Ausstellung
KUKO*DREAMING ARTSTATION - GALERIE MEYER KAINER: ZEICHENWELTEN - CHARIM GALERIE: KÜNSTLERGEMURMEL


kunstraum

Der u-förmige Bogen ist eine Frau, der Strich ein Grabwerkzeug, die Welle die Spur eines Vogels. Konzentrische Kreise symbolisieren eine Wasserstelle - überlebenswichtiger Sammelpunkt für Wüstenvölker. Voller geheimnisvoller Zeichen präsentieren sich die Bildwerke der Aborigines. "Dreamtime" ist ein Schlagwort zu ihrem Verständnis, verweist auf mythische Urzeiten und hilft einem uneingeweihten, aber traum-geschulten Europäer zumindest assoziativ über die Runden. Doch nur wer die Zeichen zu lesen vermag, findet Zugang zu diesen Bildern, von denen die Ausstellung einige Dutzend versammelt. Sie stammen aus Utopia, einem der beiden Kunstzentren für australische "desert art", dessen Entstehung sich weißen Entwicklungshelfern verdankt. Mit der Förderung und vor allem Tradierung der künstlerischen Talente der Eingeborenen legten sie indirekt den Grundstein für einen alternativen Kunstmarkt, der zuletzt auch international Fuß fasst. Den Markterfordernissen entsprechend handelt es sich bei den ausgestellten Arbeiten (560 - 5500 €) meist um Leinwandmalerei - bemerkenswert deshalb, weil die ursprünglichen Bildträger Rinden, Felsen, Sandböden oder die Körper von Tänzern waren. Von derlei mythischer Verwurzelung zeugen nur mehr die Farben: Ocker, erdiges Rot, Pflanzengrün, Weiß. Die junge "artstation", deren Programm in Zusammenarbeit mit Michael Eather, dem australischen Dreamtime-Kunstexperten, entsteht, setzt bewusst auf eine terra incognita. Den Galeristen steht viel Vermittlungsarbeit bevor. Es ist ihnen zu wünschen, dass sie sich nicht von modischem Ethno-Hype einfangen lassen. (I., Seilerstätte 13/Hof; bis 26. April)

GALERIE MEYER KAINER: ZEICHENWELTEN

Bereits Klassikerstatus haben die Tusche- und Aquarellblätter Raymond Pettibons. Rebellisch, punkig, undergroundig und gespickt mit Bild- und Textfragmenten, die manchmal politisch, immer aber auch subtil literarisch sind, ziehen sie den Betrachter - oder sollte man sagen: Leser? - in ihren Bann. Highlight diesmal: eine riesige Wandarbeit als Denkcollage, zusammengesetzt aus vielen kleinen Codes: Britney als Britain, Songzitate und dazu die große Frage: "You ask Why?" Grenzgenial. (I; Eschenbachgasse 9; bis 15. Mai)

CHARIM GALERIE: KÜNSTLERGEMURMEL

Pierre Weiss ist zwar Maler, aber es scheint, als könnte, wollte er vom Erzählen nicht lassen. Da ein vielsagender Titel, dort ein geheimnisvoller Wandtext: beide sprechen, mal englisch, mal französisch, vom Verschwinden, Schlafen, Nichtschlafen. Dazwischen Fotos von Innenräumen, und inmitten von alldem Skizzen, die wie Stellvertreter für Gemälde auf Räume und Situationen der Isolation verweisen. Hier wäre der Schnitt angebracht gewesen, den Weiss nicht gemacht hat. So aber gibt er noch ein Tanzvideo drauf und pflanzt am Ende "Deine Eltern" als lebensgroßes ozeanisches Idol und fernöstliche Puppe in Königintracht auf. Wozu? (I; Dorotheergasse 12; bis 25. April) Johanna Hofleitner



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