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kunstraum
Der u-förmige Bogen ist eine Frau, der Strich ein
Grabwerkzeug, die Welle die Spur eines Vogels. Konzentrische Kreise
symbolisieren eine Wasserstelle - überlebenswichtiger Sammelpunkt für
Wüstenvölker. Voller geheimnisvoller Zeichen präsentieren sich die
Bildwerke der Aborigines. "Dreamtime" ist ein Schlagwort zu ihrem
Verständnis, verweist auf mythische Urzeiten und hilft einem
uneingeweihten, aber traum-geschulten Europäer zumindest assoziativ über
die Runden. Doch nur wer die Zeichen zu lesen vermag, findet Zugang zu
diesen Bildern, von denen die Ausstellung einige Dutzend versammelt. Sie
stammen aus Utopia, einem der beiden Kunstzentren für australische "desert
art", dessen Entstehung sich weißen Entwicklungshelfern verdankt. Mit der
Förderung und vor allem Tradierung der künstlerischen Talente der
Eingeborenen legten sie indirekt den Grundstein für einen alternativen
Kunstmarkt, der zuletzt auch international Fuß fasst. Den
Markterfordernissen entsprechend handelt es sich bei den ausgestellten
Arbeiten (560 - 5500 €) meist um Leinwandmalerei - bemerkenswert deshalb,
weil die ursprünglichen Bildträger Rinden, Felsen, Sandböden oder die
Körper von Tänzern waren. Von derlei mythischer Verwurzelung zeugen nur
mehr die Farben: Ocker, erdiges Rot, Pflanzengrün, Weiß. Die junge
"artstation", deren Programm in Zusammenarbeit mit Michael Eather, dem
australischen Dreamtime-Kunstexperten, entsteht, setzt bewusst auf eine
terra incognita. Den Galeristen steht viel Vermittlungsarbeit bevor. Es
ist ihnen zu wünschen, dass sie sich nicht von modischem Ethno-Hype
einfangen lassen. (I., Seilerstätte 13/Hof; bis 26. April)
GALERIE MEYER KAINER: ZEICHENWELTEN
Bereits Klassikerstatus haben die Tusche- und
Aquarellblätter Raymond Pettibons. Rebellisch, punkig, undergroundig und
gespickt mit Bild- und Textfragmenten, die manchmal politisch, immer aber
auch subtil literarisch sind, ziehen sie den Betrachter - oder sollte man
sagen: Leser? - in ihren Bann. Highlight diesmal: eine riesige Wandarbeit
als Denkcollage, zusammengesetzt aus vielen kleinen Codes: Britney als
Britain, Songzitate und dazu die große Frage: "You ask Why?" Grenzgenial.
(I; Eschenbachgasse 9; bis 15. Mai)
CHARIM GALERIE: KÜNSTLERGEMURMEL
Pierre Weiss ist zwar Maler, aber es scheint, als könnte,
wollte er vom Erzählen nicht lassen. Da ein vielsagender Titel, dort ein
geheimnisvoller Wandtext: beide sprechen, mal englisch, mal französisch,
vom Verschwinden, Schlafen, Nichtschlafen. Dazwischen Fotos von
Innenräumen, und inmitten von alldem Skizzen, die wie Stellvertreter für
Gemälde auf Räume und Situationen der Isolation verweisen. Hier wäre der
Schnitt angebracht gewesen, den Weiss nicht gemacht hat. So aber gibt er
noch ein Tanzvideo drauf und pflanzt am Ende "Deine Eltern" als
lebensgroßes ozeanisches Idol und fernöstliche Puppe in Königintracht auf.
Wozu? (I; Dorotheergasse 12; bis 25. April) Johanna Hofleitner
© Die Presse | Wien
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