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Splitter Art. Nahezu komplementär sind die beiden
Arbeiten, die Angelika Kaufmann hier zusammen installiert hat: Dunkel,
zackig skulptural die eine. Licht, Flächen auslotend die andere.
Konkreter: Einmal eine zwei Meter lange Schriftzeile, bestehend aus
verschieden großen Fragmenten von Blindbänden, dicht an dicht an die Wand
genagelt, als sollten sie zusammen einen Text ergeben, dessen Geheimnis
nicht gelüftet werden will. Über Eck dann Zeichen-Blätter, deren Chiffre
sich auf den ersten Blick nicht kundtun möchte. Erst ein kleiner
Handzettel weist die codierten Zeichen als Texte aus Friederike Mayröckers
"Zittergaul" aus. Angelika Kaufmann stellt hier ihre zentralen Themen vor:
die Textzerlegung und die Erkundung der "Grenzen des Alphabets". Damit
greift sie, die immer wieder auch die Zusammenarbeit mit
Schriftstellerinnen sucht (aktuell mit Elfriede Gerstl) nicht nur eine
ewige Frage der Literatur auf, sondern führt auch fort, was die Konkrete
Poesie auf literarischer und sprachphilosophischer Grundlage analysiert
hat - mit dem feinen Unterschied, daß Kaufmanns Zugang der einer
Bildkünstlerin ist (I., Salvatorgasse 10; bis 10. Jänner 2003).
Kunstbuero. Auch in den Arbeiten des jungen Südtirolers
Siggi Hofer spielt Sprache eine wichtige Rolle. Allerdings ist sie für
ihn, neben Aquarell, Zeichnung und Collage - die er stets kombiniert -
ebenso Medium des Appells wie der Mitteilung. "Ohne Harmonie" heißt sein
tagebuchartig angelegter Zyklus von Papierarbeiten, die sich zueinander
wie Puzzlesteine verhalten: eins gibt das andere, erweitert das
Verständnis, trägt bei zur Schaffung einer Atmosphäre der
Desillusionierung. Gleich zur Einstimmung muß man sich durch eine
besprühte Plastikplane wühlen, um Zutritt zur Ausstellung zu erlangen.
Dahinter dann die Blätter: Das erste erzählt von einer
"Demonstrationsvorbereitung". "Träumen wir uns ins Paradies" steht auf
einem anderen geschrieben - eingefügt in ein Transparent, das zwei
schlaksige Männer halten. Im Hintergrund der Zeitungsausschnitt eines
zerbombten Hochhauses und die zartgemalte Andeutung einer Landschaft. Ein
Video hält die Aktion des Schreibens fest: HELP malt Hofer auf eine
Scheibe. Schließlich noch eine Ansammlung kleiner bemalter Tonhäuschen,
fürs erste nett wie Spielzeug- oder Lebkuchenhäuser, dann aber erweist
sich auch diese Idylle als trügerisch (VI., Schadekgasse 6-8; bis
15. Jänner 2003).
© Die Presse | Wien
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