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Obsession und Sammeln bei der "Vienna Art Week"

14.11.2011 | 12:56 |  (DiePresse.com)

Die Kunstwoche steht unter dem Motto "Reflecting Reality". Das Interesse an bildender Kunst ist stark gestiegen, viele Veranstaltungen sind überbucht.

Angefangen habe man als "ein bisschen ein Alien" - doch bei ihrer siebenten Ausgabe hat sich die "Vienna Art Week" als städtischer Kunstrummel etabliert, der alle Ecken und Enden der heimischen Kunstwelt erfasst. Mit über 100 Veranstaltungen "zeigen wir, was diese Stadt zu bieten hat", betonte Martin Böhm, Präsident des veranstaltenden Art Cluster Vienna am Montag bei der Auftaktpressekonferenz im Dorotheum. In den kommenden sieben Tagen dreht sich unter dem Motto "Reflecting Reality" alles um Ausstellungen, Dialoge und Blicke hinter die Kulissen.

Zwischen Universitäten, Museen, Galerien, Off-Spaces und Auktionshäusern machen heuer wieder alle mit - Jüdisches Museum, Filmmuseum und Kör-Kunst im öffentlichen Raum sind heuer zum ersten Mal dabei. Von 20 Programmpartnern sei man auf 70 angewachsen, von 500 Besuchern bei exklusiven Events im ersten Jahr auf 15.000 bei der Vorjahresausgabe. "Und fast alle Veranstaltungen sind überbucht", so der künstlerische Leiter Robert Punkenhofer. "Das Interesse an bildender Kunst ist in Wien in den vergangenen Jahren sehr gestiegen."

Die Stadt von Sigmund Freud

Mit dem Motto verweist man die heimischen und internationalen Gäste heuer auf "Wien als die Stadt von Sigmund Freud". Im Freud-Museum haben sich Künstler für die Themenausstellung "Reflecting Reality" mit dem Verhältnis von Kunst und Psychoanalyse auseinandergesetzt. Ein Verhältnis, das von "hoher Ambivalenz" geprägt ist, wie der US-Konzeptkünstler Josef Kosuth betonte. "Kunst als neurotische Tagträume" beleuchtet er nicht nur in seinen ausgestellten Werken, sondern auch im Interview-Marathon, für den sich Künstler am Montagsnachmittag in der Berggasse 19 "auf die Couch" legen.

"Diese Stadt lebt von der Obsession" ist sich auch Punkenhofer sicher, wenn er auf die "große Dynamik" der Kunstszene auch in Krisenzeiten blickt: So wird morgen, Dienstag, das 21er Haus eröffnet - und Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco fragt sich "noch heute, wie mir das gelungen ist", wie sie bescheiden anmerkte -, die "starke, von Künstlern getriebene Off-Szene" beteiligt sich intensiv mit "offenen Salons" und Performances und für die Gäste der Kunstwoche nehmen sich nicht nur viele Museumsdirektoren für Hintergrundführungen, sondern auch 30 Künstler für Atelierbesuche Zeit.

Die Wünsche der Mumok-Direktorin

Durch die Woche zieht sich dabei das Thema Sammeln - mit zahlreichen Diskussionen etwa im Mumok, wo Direktorin Karola Kraus Privatsammler empfängt und stolz auf ihre eigenen Anwerbe-Ideen verweist: Von den 37 in der aktuellen Ausstellung "Museum der Wünsche" als ersehnte Sammlungserweiterungen markierten Werke konnten 13 bereits für das Museum gesichert werden, verkündete Kraus heute. Wien stellte die erst seit einem Jahr hier lebende Direktorin ebenfalls ein Einserzeugnis aus. In puncto Kunst könne man sich "mit den wichtigsten Metropolen der Welt vergleichen".

>>> Link: http://viennaartweek.at


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