Wassereinbruch mit Folgen – Causa wohl ohne Prozess
Vor Einigung bei Albertina-Schäden
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Schutzplanen über dem Tiefspeicher der Albertina: Ein Bild vom Juni 2009 nach starken Regenfällen. Foto: apa
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Von Christian Mayr
Vergleich zwischen Baufirmen und Bund noch vor Sommer?
1,5 Millionen Euro an Schadenshöhe.
Finanzprokuratur als Chefverhandler.
Wien. Am
23. Juni jährt sich der verheerende Wassereinbruch in die Albertina zum
ersten Mal. Nur mit viel Glück und enormem Aufwand gelang es damals,
alle 950.000 Kunstwerke aus dem betroffenen Tiefspeicher zu evakuieren
und in Ersatzdepots zu bringen. Noch vor dem ersten Jahrestag soll die
Causa, die Kosten in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro verursacht hat,
nun endgültig beendet werden. Denn laut Informationen der "Wiener
Zeitung" zeichnet sich demnächst ein außergerichtlicher Vergleich mit
den beschuldigten Baufirmen ab.
"Prozess dauert lange"
Wie die "Wiener Zeitung" bereits im Jänner berichtete, will sich die
Republik die entstandenen Kosten von den mutmaßlich für den
Wassereintritt verantwortlichen Baufirmen zurückholen. Die Albertina
errechnete einen Gesamtschaden von 1,4 Millionen Euro, die
Burghauptmannschaft führte Arbeiten in Höhe von 150.000 Euro ins
Treffen.
Mittlerweile hat die Finanzprokuratur, die als Anwalt und Berater
der Republik fungiert, die Sache federführend an sich gezogen. Dort
will man sich zu dem laufenden Verfahren nicht äußern, aus
Finanzkreisen ist jedoch zu hören, dass es wohl "einen
außergerichtlichen Vergleich geben wird". Nachsatz: "Das Ganze sollte
noch vor dem Sommer erledigt sein." Diese Lösung zeichne sich zumindest
nach den ersten Gesprächsrunden der Beteiligten ab. "Denn ein
Bauprozess dauert möglicherweise lange und ist sehr teuer", heißt es.
Burghauptmann Wolfgang Beer hält sich zum Stand der Verhandlungen
höchst bedeckt. Über einen bald fixierten Vergleich merkt er
prinzipiell an: "Es ist immer das Bestreben, bevor man die Richter
strapaziert, sich vorher zu einigen." Außerdem wäre es doch "blöd", wie
er sagt, wenn in dieser Causa eine Bundesdienststelle den Bund klagen
müsste.
Die Albertina ist nämlich nur Mieter des Objekts und muss daher all ihre Forderungen zunächst gegen den Bund richten.
Seitens der Baufirmen gebe es laut Beer indes noch keine
"eindeutigen Stellungnahmen", wie sie zu den geforderten
Schadenersatzzahlungen stehen.
Keine Details sind derzeit auch aus der Albertina zu erfahren: Für
nächste Woche sei ein Termin bei der Finanzprokuratur avisiert, dann
wisse man erst mehr, erklärt Sprecherin Verena Dahlitz. An den zuletzt
genannten Zahlen und Kostenrechnungen halte man aber jedenfalls fest.
Wie berichtet, haben Sachverständige Baumängel als Ursache für den
Eintritt von rund 400 Liter Regenwasser festgestellt – unter anderem
beim nachträglichen Einbau des Robotersystems für das Hochregal-Lager.
Als zuständige Baufirma für diesen Einbau wurde Leyrer&Graf
genannt, das Depot war Jahre zuvor von der Porr AG errichtet worden.
"Gespräche laufen"
Leyrer&Graf-Geschäftsführer Rainer Grundwald bestätigt indirekt
auch, dass eine außergerichtliche Einigung angestrebt wird: "Die
Gespräche finden derzeit statt, es ist ein laufender Prozess – aber
nicht im Sinne von Gerichtsprozess." Mehr wolle er derzeit nicht sagen,
um nicht den Eindruck zu erwecken, die heiklen Verhandlungen
beeinflussen zu wollen, meint Grundwald.
Keine Stellungsnahme zur Causa gab es bis Dienstagnachmittag von der Porr.
Die Albertina-Kunstwerke befinden sich übrigens seit Dezember – nach
eingehenden Sanierungsarbeiten – wieder im Tiefspeicher. Die
wertvollsten Schätze wie Dürers "Feldhase" kehrten jedoch nicht mehr
zurück – sie blieben im Tresor.
Printausgabe vom Mittwoch, 21. April 2010
Online seit: Dienstag, 20. April 2010 18:16:00
Kommentare zum Artikel:
20.04.2010 20:55:34 Ende gut, alles gut
So sei es eben! Hauptsache
ist sicher, dass die Kunstwerke alle unbeschadet bleiben und man sie
wieder in der Albertina bewundern kann, falls sie ausgestellt werden!
Max Mustermann
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