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07.12.2006 - Kultur&Medien / Ausstellung
Alte Meister, neue Reiche
VON STEFAN MUSIL
Fuschl Collection. Ein besonderes Kunst-Hotel-Projekt: kostbare Gemälde als Anlage und als Ausstattung.

Romantischen Seelen fallen die "Sissi"-Filme ein, wenn sie an Schloss Fuschl denken: Romy Schneider liebreizte 1955 in der Titelrolle am Fuschlsee, der samt Schloss im Film als bayerische Heimat der späteren Kaiserin, Possenhofen am Starnberger See, herhalten musste. Das Schloss nahe Salzburg ist im Grunde nicht mehr als ein quadratischer Turm aus dem Jahr 1461, ein ehemaliger Jagdsitz der Salzburger Fürsterzbischöfe.

Seit 1947 ist er ein Hotel und wurde nach und nach ausgebaut. Heute ist dieses im Besitz der "Schloss Fuschl GmbH" des Münchner Unternehmers Stefan Schörghuber und damit seit 2001 Teil der Arabella-Sheraton-Gruppe. Schörghuber hat eine besondere Leidenschaft: Das Sammeln von Kunst, ausschließlich von Alten Meistern.

Holländer und Flamen, Französisches vor allem des 18. Jahrhunderts oder deutsche Romantiker zählen zu seinen Vorlieben. Historienbilder, zu explizit nackte Darstellungen und Jagdstillleben sind eher unerwünscht, erzählt der Münchner Kunsthändler Konrad O. Bernheimer. Er muss es wissen, hat er doch in knappen zwei Jahren für Schörghuber eine stattliche Kollektion hochwertiger Gemälde aufgebaut. Bei 150 Stück hält sie derzeit. Das Außergewöhnliche daran: All die Bilder zieren die Hotelanlage in Fuschl. Bucht man etwa die opulente Sissi-Suite, schläft man unter einem großformatigen Boucher und blickt in eine Frühlingslandschaft von Joos de Momper und Jan Breughel d. Ä. Im Speisezimmer findet gleich eine ganze Johann-Georg-Platzer-Kollektion Platz.

Im letzten Jahr wurde bis pünktlich zur Festspielsaison die Anlage um- und ausgebaut. Vieles, abgesehen vom historischen Turm, ist nun dem sehr gehobenen Hotelkettenstandard angepasst. Man möchte dem Anspruch eines internationalen Publikums genügen - auch um den Preis geschmacklicher und gestalterischer Kompromisse. Hier schaffen daher die Altmeister, die sorgsam in Gängen, Sälen, Zimmern verteilt wurden, dem Ganzen das besondere Gepräge zu geben.

Eine Win-Win-Situation für den Unternehmer, die neben der Leidenschaft auch der sicheren Geldanlage dient, und für Bernheimer: Er hat einen Auftraggeber, wie er selbst in kühnsten Kunsthändler-Träumen nur selten vorkommt. Bernheimer betreibt seit Sommer sogar eine Galerie im Hotel. Manche Bilder sind, sofern der Eigentümer sich davon trennen möchte, zu kaufen.

Dem Unternehmen ist auch eine didaktische Funktion nicht abzusprechen: Alte Meister sind einmal nicht im musealen Umfeld zu erleben, sondern begegnen dem Gast - entsprechende Unterlagen zur Information liegen auf. Kunstseminare sind angedacht, das ist im Hotelbusiness neu und bringt vielleicht so manchen Businessman dazu, seinen Horizont in Richtung Kunstgeschichte zu erweitern. Schaden kann es weder ihm noch dem Ruf der Alten Meister.

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