Drastische Folgen für den Künstler
Der inzwischen 79-jährige Hoke hat für das von den ÖBB herausgegebene Werk einen Beitrag verfasst. Bei der Präsentation meinte er auf die Frage, wie er sich dabei fühle, dass er jetzt gefeiert werde: "Ich werde nicht gefeiert, aber wenigstens werde ich nicht mehr gefeuert." Das war damals indirekt der Fall. Sein Name war schlagartig im ganzen Land bekannt, was laut Hoke die Folge hatte, "dass ich keine Unterkunft in Kärnten finden konnte, keine mehr in Kärnten bekam und dieses Land verlassen musste". Fünf Jahre sollte das Exil des einarmigen Künstlers - den rechten Arm hatte er im Krieg verloren - dauern.
Den Auftrag hatte Hoke als ganz junger, völlig unbekannter Künstler eher zufällig erhalten. Die Ausschreibungsunterlagen gelangten, wie er es formuliert, "zufällig in meine Hände". Er wurde 1949 aus zehn Bewerbern ausgewählt, bis zur Umsetzung des Projekts dauerte es aber noch mehrere Jahre. Unter anderem musste Hoke einen Entwurf in Originalgröße - immerhin zwei 22,40 Meter lange und 6,50 Meter hohe Wände - anfertigen, den er auf Faserplatten malte.
"Entartete Kunst"
Im Juni 1956 wurden die Fresken enthüllt, es gab wohlgesetzte Worte der Prominenz. Als während einer der Festreden ein Zug ankam, gab es plötzlich Buhrufe und Protestgeschrei. Die Festgäste ergriffen die Flucht, und der Tumult fand seinen Niederschlag in den Zeitungen. Über Wochen und Monate hinweg tobte die Debatte über "entartete Kunst", die Fresken wurden in Zeitungstiteln als "Eisenbahnunglück" bezeichnet. Gegner gründeten einen Verein, der Geld und Unterschriften sammelte, um die Fresken wieder loszuwerden. Im Volksmund wurde er "Freskenvertilgungsverein" getauft. Das "Wiener Echo" berichtete am 17. Juni 1956 über den Wirbel: "Europa steht Kopf: "Kunststreit" im Klagenfurter Bahnhof; Riesenkrach um Fresken; Bildersturm in Kärnten; Von der Nordsee bis zur Adria: Ein Schrei der Empörung - Enthüllung der Fresken im Klagenfurter Hauptbahnhof wurde zu einem Monsterskandal - Polizei muss moderne Kunst schützen..."
Bei der Buchpräsentation spielte eine Jazzcombo, die Menschen, die durch den Bahnhof strömten, warfen kaum einen Blick auf die sorgfältig restaurierten Fresken, die in die moderne Gestaltung der Halle gut integriert sind. Mehrere Passanten meinten auf die Frage, wie ihnen die Fresken denn gefielen: "Sie sind eigentlich sehr schön." In der "Kleinen Zeitung" vom 5. Juni 1956 wird eine "gebildete Frau" zitiert, die zu den Fresken meinte: "Das ist doch unmöglich, dass ein ernst zu nehmender Mensch diese Sachen als schön erklären kann ..." (APA)