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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
15. März 2006
19:43 MEZ
Von Markus Mittringer

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philipsdepury.com

thearmoryshow.com

 

Foto: Galerie Kargl
Fixpunkt im aktuellen Galerieprogramm von Georg Kargl: Franz Graf: Portrait, 100 x 80 x 5 cm.

Discountästhetik zum Hochpreis
Die Armory Show sorgt so ausschließlich wie ausgiebig für Kontobewegung

New York - Nun sind Kunstmessen ja nicht unbedingt Veranstaltungen, um ästhetische Standards zu setzen, so gnadenlos mit (teuren) Waren aller Art zugepflastert, wie die New Yorker Armory Show ist sonst aber keine der größeren Messen für die Zeitgenossenschaft. Die Art in Basel oder Miami, die Frieze in London oder die eben runderneuerte Frankfurter Messe sind doch bemüht, via Umfeld- und Kojendesign die Kunst als Anlassfall zur heftigen Kontobewegung noch einigermaßen artgerecht zu präsentieren. An den Piers in NY sucht keiner mehr zu vertuschen, worum sich alles dreht: Umsatz!

Immerhin kostet so ein durchschnittlicher Messekobel samt Transportkosten von (und womöglich wieder zurück nach) Europa etwa 40.000 Euro - und zumindest die wollen wieder eingespielt werden. Wofür wiederum die Armory zu Recht berühmt ist. Die letzten Jahre wurden als Erfolg verbucht, und daran hat sich auch heuer nichts geändert: Die jenseitigen Preise für teils noch recht junge Künstler werden im Diesseits durchaus erzielt. Für ein mittleres Format eines 1965er-"Superstars" wie Elizabeth Peyton etwa erwartet das Auktionshaus Philips de Pury & Company eben gerade einmal 600.000 Dollar. Zum selben Preis steht parallel zur Armory in NY eine kleine Arbeit mit appliziertem Löffel von Ilya & Emilia Kabakov zur Versteigerung parat, wogegen die erwarteten 150.000 Dollar für fünf Franz-West-Plakate noch recht bescheiden erscheinen. Auf der Armory selbst war von West - im Gegensatz zur schwemme im Vorjahr - so gut wie nichts zu sehen. Vielleicht auch deshalb, weil Wests US-Galerie, der Mogul Gagosian, gar nicht erst auf die Messe zu gehen braucht. Gagosian begnügte sich damit, in seiner Chelsea-Galerie eine David-Smith-Personale zu zeigen, wie sie wohl im Moment kein Museum zustande brächte. Und auch andere Player wie Luhring Augustine zogen es vor, in ihren privaten Räumen zu bleiben.

Nicht betreffend die durchschnittliche Preislage, aber optisch gegen den Trend zur Discounter-Ästhetik präsentierte einmal mehr Zeno X aus Antwerpen seine Künstler. Auf dem mit Abstand bestarrangierten Stand der Messe fanden die Grafit/Öl/Wachs-Bilder der Jenny Scobel, die Skulpturen von Mark Manders, Fotos von Noritoshi Hirakawa und Arbeiten von Marlene Dumas, Miriam Kahn, Stan Douglas und Luc Tuymans bestechend zueinander.

Die kleine Österreich-Fraktion unter den 153 Galerien stellten Georg Kargl, Ursula Krinzinger, Thaddaeus Ropac und Mayer/Kainer; Letztere mit Arbeiten Marcin Maciejowskis. Ropac hatte mit seinem Angebot von zumindest magisch schillernden Sylvie-Fleury-Pilzen, traurigen Tony-Cragg-Selbstpersiflagen und den stets unverwechselbaren Baselitzen eine Kopie seines Messestandes auf der Arco in Madrid nach New York verschifft, Ursula Krinzinger bot einen souverän inszenierten Mix aus Erwin-Wurm-Skulpturen, Chris Burden-Brückenkonstruktionen und Mark Wallinger-Paravents an Eva Schlegel und Jonathan Meese.

Bei Georg Kargl war offensichtlich, dass von Franz Graf in den nächsten Jahren sehr viel zu erwarten ist, und noch wenig bekannte Positionen, wie jene, die Gabi Trinkaus einnimmt, qualitativ unbedingt auf dem Niveau gehypter "Superstars" arbeiten. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.3.2006)


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