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24.12.2002 - Ausstellung
Viertausend Dalmatiner quieken: Spiel mit mir!
Im OK-Centrum für Gegenwartskunst in Linz ist der Hund los - und der Verantwortliche, der Künstler Peng Hung-Chih, hat sich schon wieder nach Taiwan abgesetzt.


Wahre Hardcore-Hundefreunde können zur Zeit in Linz hell aufjuchzen: Sie haben im jungen taiwanesischen Künstler Peng Hung-Chih einen Gleichgesinnten gefunden, der ihnen phantastische Einblicke in das Leben ihrer Lieblinge beschert. Für all jene, denen vor Hund wie Leine graut, eher ein Erlebnis der anderen Art. Also, Augen auf und durch, den Vierbeinern kommt man im OK-Zentrum nicht aus.

Während seines dreimonatigen Linz-Aufenthalts als Artist in Residence hat Hung-Chih wirklich ganze Arbeit geleistet. Schon auf den Stiegen kläffen sie einem entgegen: Ein Video zeigt zwei aufgeputzte Tierchen bei einem Besuch im Hundeasyl - Fiffi unter Kötern. Weiter emporgestiegen, ragt es dann imposant auf: Die berühmte antike Laokoon-Gruppe, 1:1 als Gips-Abguß. Doch halt! Statt der gequält kämpfenden Priester-Figur in ihrer Mitte, reckt sich ein riesiger Dalmatiner in die Höhe. "Fels in der Brandung" nannte Hung-Chih diese Installation, in der er den Laokoon in ein enges Hundekostüm steckte, zum comicartigen Superhelden mutieren läßt. Eine angenehm respektlose Brücke zwischen Hoch- und Populärkultur.

Ein Stockwerk höher wird es intimer: Lebensgroße silbrige Hundemodelle aus Plastik wollen bestiegen, bekniet und begriffen werden. In ihre Häupter und Mäuler sind Negativ-Masken eingelassen, an die das Gesicht gepreßt werden soll. Durch Gucklöcher sieht man dann mit den Augen eines Hundes, erlebt per Mini-Bildschirm Verfolgungsjagden, den Blick in den Freßnapf, einen Strandspaziergang, Raufereien, Flucht.

Durch einen düsteren Arbeitsraum gelangt man in den großen hellen Hauptraum - die Augen werden weit: Ein über vier Meter hohes monumentales Mischwesen aus Dackel und Dalmatiner wartet hier geduldig in aller Stille. Zusammengesetzt ist es aus fast 4000 kleinen gepunkteten elektronischen Spielzeughündchen - made in Taiwan.

Fasziniert nähert man sich dem hechelnden Maul, und - Bewegungsmelder sei verdammt - ohrenbetäubendes Quieken aus Tausenden Schnäuzchen läßt einen erstarren. Frohe Weihnachten, euch kleinen Quälgeistern. sp

Bis 2. 2. Di.-Do 16-22 Uhr, Fr. 16-24 Uhr, Sa., So.: 10-18 Uhr.



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