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Zuletzt aktualisiert: 12.04.2011 um 21:18 Uhr1 Kommentar

"Wir leben ja bereits mitten in der Apokalypse"

Ernst Fuchs, derzeit Mittelpunkt einer Fotoausstellung in der Stadtgalerie Klagenfurt, über Vollendung, mystische Erlebnisse und seine "Apokalypse".

Foto © Eggenberger

Sie haben nach gut 20-jähriger Arbeit im vergangenen Herbst Ihre "Apokalypse" in der Stadtpfarrkirche St. Egid zu Ende gebracht. Würden Sie Ihr Werk als vollendet bezeichnen oder ist Ihnen diese Formulierung zu hoch gegriffen?

ERNST FUCHS: Vollendung gibt es eigentlich nicht. Vollendung wäre, wenn man es streng nimmt, nur in der Anarchie möglich, in der permanenten Revolution, wie es Lew Dawidowitsch Bronstein, alias Leo Trotzki, verkündet hat. Nur in dieser Form kann der Künstler frei sein. Alles andere wäre ein Sparverein zum goldenen Karpfen, zur Gemütlichkeit. Aber die Kapelle ist auch so noch nicht ganz fertig.

Was ist noch offen?

FUCHS: Der Fußboden zum Beispiel. Der sollte noch spiegelglatt geschliffen werden.

Sie haben einmal gesagt, solange die Kapelle nicht fertig ist, möchten Sie leben. Ist das ein zusätzlicher Grund für deren Unvollendetheit?

FUCHS: Das denke ich auch.

Sie haben Ihr Werk für Gotteslohn geschaffen, aber in einem öffentlichen Sakralraum gearbeitet: Gab es hin und wieder theologische Auseinandersetzungen mit Stadtpfarrer Monsignore Mairitsch?

FUCHS: Natürlich hat es das gegeben, dass er sagte: "Das müssen Sie machen und das sollten Sie noch". Aber Streit gab es keinen. Monsignore Mairitsch wünscht sich, ich sollte unbedingt beim Julien Green bestattet werden. Aber das ist natürlich Blödsinn.

Warum?

FUCHS: Weil ich bei meiner Mutter bestattet werden will, auf dem Zentralfriedhof in Wien.

Was ist für Sie die Kernaussage Ihrer Apokalypse?

FUCHS: Dass das himmlische Jerusalem auf die Erde herabsteigt und dass im Lichte dieser Stadt alle Menschen Gott begegnen.

Auch die Verdammten?

FUCHS: Ich glaube nicht, dass es Verdammte gibt, aber ich glaube an die Erlösung, wie es im apokryphen Petrus-Evangelium steht: "Alle werden gerettet werden". Wir leben ja bereits mitten in der Apokalypse - siehe Japan. Mit Tschernobyl ist ein Urgrund aufgebrochen, dieses Feuer kann niemand mehr löschen.

Stimmt es, dass Sie vor Jahrzehnten im Haus einer kalifornischen Schauspielerin eine Art Privatoffenbarung hatten?

FUCHS: Ja, im Haus der Barbara Hunt. Ich habe immer gezögert, es mitzuteilen, weil ich jene Leute kenne, die sagen: Jetzt hat der Richtige, ausgerechnet der Fuchs Ernstl, Gott gesehen . . .

Wollen Sie es trotzdem versuchen?

FUCHS: Ich war damals um die 20 und habe im Haus der Hunt gepredigt. Plötzlich ist hinter mir aus der Wand der Sohn Gottes herausgekommen und hat sich mit mir verbunden, sodass wir eine Person wurden. Ich habe in einer Sprache zu singen begonnen, die ich nie zuvor gehört hatte. Mit dabei war ein gewisser Samuel Berger, der ebenfalls in Trance fiel. Das hat ungefähr drei, vier Minuten gedauert. Ich war auch verbunden mit einem eigenartigen Tanz: zwei Schritte vor, ein Schritt zurück. Ich kann mich noch genau an die Schrittfolge erinnern. (Zitiert aus der Geheimen Offenbarung) Und ich wandte mich um, zu sehen nach der Stimme, die mit mir redete. Sein Haupt und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie der Schnee . . .

Haben Sie Ihr mystisches Erlebnis auch in die Klagenfurter Apokalypse einfließen lassen?

FUCHS: Ich habe es versucht. Gewisse Reminiszenzen gibt es in der Aufnahme Mariens in den Himmel. Da bin ich der Sache sehr nahe gekommen.

Waren Sie eigentlich immer schon religiös?

FUCHS: Schon als Kind. Meine Mutter hat gesagt: Du solltest Pfarrer werden! Und mein Vater sagte: Ernst, du solltest Komiker werden!

In gewisser Weise haben Sie als Künstler beides miteinander vereint. Was entgegnen Sie Leuten, die sagen, der Ernst Fuchs stand damals in Beverly Hills unter Drogen?

FUCHS: Das war erstens lange vor der Hippie-Ära und zweitens bin ich absoluter Antialkoholiker. Ich trinke nicht einmal Kaffee.

Die hedonistische Devise "Wein, Weib und Gesang" trifft für Sie also nur teilweise zu?

FUCHS: Könnte man sagen.

Haben Sie eigentlich Vorbilder?

FUCHS: Leonardo da Vinci ist ein Orientierungspunkt, auf den ich immer wieder zurückkomme. Aber auch Raphael mit seiner berühmten "Akademie". Der größte Bildhauer aller Zeiten ist für mich Stanislaw Szukalski, ein vor einigen Jahren verstorbener Pole, der vor allem Bronzen schuf.

Welches künstlerische Projekt möchten Sie noch gerne in Angriff nehmen?

FUCHS: Ich möchte noch so gerne die Esther, meine Lieblingsfigur, die vor meinem Haus steht, in cremig weißen Carraramarmor hauen lassen.

Was hindert Sie daran?

FUCHS: Meine finanziellen Mittel sind äußerst begrenzt. Ich habe oft nicht das Geld, um Bilder, die im Kinsky versteigert werden, zurückzukaufen. Nur manchmal gelingt es mir, eines meiner Bilder wie ein verlorenes Schaf auf den Schultern zu tragen.

Im Dali-Museum in Figueras steht bereits eine Ausgabe Ihrer "Esther". Stimmt es, dass Dali in Ihnen seinen Nachfolger sah?

FUCHS: Ja. Dali lag bereits auf dem Totenbett, den Schnurrbart hat er bereits abrasiert gehabt, da wurde er gefragt: Wer ist ihr Nachfolger. Da hat er gesagt: "C'est Ernst Fusch!"

Wenn Sie am Totenbett nach Ihrem künstlerischen Erben gefragt werden, wen würden Sie nennen?

FUCHS: Meinen Sohn und Schüler Michael Fuchs.

INTERVIEW: HIRTENFELDER


1 Kommentar

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jta am 13.04.2011, 11:47Kommentar melden

Was ist denn das für ein komisches Interview

Ich meine, Alt ist er ja der Ernst, aber so einen Nachruf macht man erst, wen jemand gestorben ist.

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