11. Februar 2010 - 00:04 Uhr · Von Barbara Weis · Rieder Volkszeitung

Günter Patoczka: Malen mit Leib und Seele

Günter Patoczka: Malen mit Leib und Seele
RIED. Volles Volkskundehaus am vergangenen Donnerstag bei der Vernissage zur Ausstellung „A Part Of“ mit Werken des Innviertler Künstlers Günter Patoczka.

Gleich drei Jubiläen wurden an diesem Abend gefeiert: Die 130. Ausstellung im Rieder Museum, die erste Schau mit Werken Patoczkas und außerdem dessen zwanzigster Hochzeitstag, wie das zahlreich erschienene Publikum im Rahmen der Eröffnung erfahren durfte.

Charakteristisch für Patoczkas Malerei ist das Aufeinandertreffen von konturlosen „Farbräumen“ mit grafischen Zeichen und Linien. Abstrakt sind seine Bilder, aber die Philosophie dahinter hat etwas durchaus Greifbares und das mag auch mit ein Grund sein für seinen Erfolg und die Beliebtheit seiner Werke.

Man steht davor und fragt nicht mehr nach einer konkreten Erklärung oder versucht womöglich, seine Formensprache in eine dem Normalbürger begreiflichere zu übersetzen. Man sucht nicht nach einer Ähnlichkeit des Dargestellten mit bekannten Dingen. Aber man erkennt das Ringen um Authentizität, und das zählt am meisten. Und man spürt die kompromisslose Ehrlichkeit des Künstlers und seine Ablehnung des rein Dekorativen.

Die Rieder Volkszeitung bat bei der Ausstellungseröffnung den Innviertler Maler zum Interview:

Volkszeitung: „Welche Art von Fragen hört ein Künstler weniger gerne?“

Patoczka: Vielleicht sind das Fragen, die ich nur sehr schwer beantworten kann, wie zum Beispiel, wie lange ich für ein Bild brauche. Es gibt welche, an denen arbeite ich jahrelang, immer wieder, bis der Punkt erreicht ist, an dem ich sagen kann, jetzt stimmt es. Und in seltenen Sternstunden gelingt ein Bild, dem nach einer Stunde schon nichts mehr hinzuzufügen ist.

Volkszeitung: Eine Frage des richtigen Zeitpunkts, sozusagen?

Patoczka: Ja, genau, zur rechten Zeit aufzuhören ist das Wesentliche: Überschreitet man diese Grenze, kann es durchaus passieren, dass das Bild nicht mehr zu retten ist.

Volkszeitung: Sie werden als Grenzgänger zwischen Malerei und Grafik bezeichnet, stört es Sie, in eine Schublade gesteckt zu werden?

Patoczka: Nein, das stört mich überhaupt nicht, ich finde, dass man Malerei und Grafik nicht trennen kann und in meinen Bildern sind sie gleichberechtigt.

Volkszeitung: Können Sie den Ausstellungstitel „A Part Of“ genauer erklären?

Patoczka: Das große Ganze und dessen Teile sind ein wichtiges Anliegen in meiner Arbeit. Durch Zerlegung von Bildern und auch durch erneutes Zusammensetzen von Teilen erreiche ich eine Verlagerung der Schwerpunkte, es entsteht etwas Neues. Habe ich ein Werk in Teile zerlegt, bleibt immer noch etwas übrig: das, was zwischen dem Herausgeschnittenen liegt. Dieses „Dazwischen“ ist mir sehr wichtig, und so entstanden dann die Papierobjekte, die in der Ausstellung zu sehen sind.

volkszeitung: Sie sprechen vom „Bild an sich“, nach dem Sie suchen. Könnte man es auch das „absolute Bild“ nennen? Wie nahe kommen Sie diesem Anspruch?

Patoczka: Es kann sich immer nur um eine Annäherung handeln. Eigentlich ist man als Künstler mit diesem Anspruch ständig am Scheitern. Sollte ich je das Gefühl haben, jetzt habe ich es erreicht, jetzt habe ich das „Bild an sich“ geschaffen, müsste ich ja auf der Stelle den Pinsel weglegen und nie wieder malen.

Quelle: OÖNachrichten Zeitung
Artikel: http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/innviertel/ried/art14855,333361
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