Er war angefragt worden, weil sich die Biennale mit seinem Spezialgebiet Kunst – Medien – Wissenschaft – Technik beschäftigen soll. Und Weibel ging sogleich über vor Ideen. Denn im ZKM läuft derzeit seine Ausstellung YOUser: Das Jahrhundert des Konsumenten. Von dieser ist es nur mehr ein kleiner Schritt für den Menschen bis zum YOUniverse: Weibel will die Personalisierung von Natur durch Technik ("Personal Computer") vor Augen führen. "Das Universum wird immer mehr auf den Einzelnen zugeschnitten", konstatiert er. Gerade die Technik sei eine universelle Sprache:"Der Kapitän muss das Flugzeug bedienen können. Es ist dabei völlig egal, ob er Jude, Christ oder Muslim ist."
Nebenbei unternimmt Weibel eine Ehrenrettung der Muslime: Unter der Herrschaft der Araber hätte es in Andalusien keinen "Clash of Civilisation" gegeben, vielmehr gab es – im Gegensatz zum übrigen Europa – eine kulturelle Hochblüte: Die Araber brachten aus China die Technik der Papiererzeugung mit, unterhielten in Toledo eine Übersetzerschule, häuften ein unglaubliches Wissen über die Römer und Griechen an und ergründeten die Perspektive, wie Architekturzeichnungen beweisen.
Weibel schwebt also eine Gegenwartskunstschau vor – "mit historischer Tiefe". Die Installationen (auch an den Nebenschauplätzen Córdoba und Grenada) sollen in Beziehung zur Geschichte stehen.
"Ohne die Araber hätte es keine Renaissance gegeben und keine Aufklärung", ist Weibel überzeugt. Und vielleicht auch keine Suchmaschinen. Denn auch der Algorithmus ist eine Erfindung der Araber. Und so lässt Weibel derzeit von einem Künstlerkollektiv Grundstücke im Second Life kaufen: um Andalusien virtuell nachzubauen. (Thomas Trenkler, DER STANDARD/Printausgabe, 21.11.2007)