Kultur

Der Bauer im Bild

26.09.2007 | SN
Ausstellung "Kunst und Landwirtschaft" im Tiroler Ferdinandeum

Hedwig KainbergerInnsbruck (SN). Jahrhundertelang hat kaum jemand Bauern gemalt. Vielleicht war das bäuerliche Ambiente für einen Schnitter Tod oder für Symbolbilder von Jahreszeiten zu gebrauchen. Das Interesse der Künstler an der Landwirtschaft als Sujet begann erst mit der Entfremdung von der Natur, also mit Industrialisierung und Verstädterung und somit im 19. Jahrhundert.

Dann wurde das bäuerliche Leben als liebliche, fröhliche Idylle gezeigt. Gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die bäuerlichen Bilder mit Symbolkraft - sei sie religiös, politisch oder idealistisch - aufgeladen: Sie zeigen ein karges, auf das Wesentliche reduzierte, mit Körperkraft schaffendes Leben. Bedeutendster Künstler dieser Zeit ist Albin Egger-Lienz mit seinem Bekenntnis: "Ich male keine Bauern, nur Formen."

Heute stellen Künstler Brüche im ländlichen Leben dar: von Alt und Modern, Technik und Natur, Fortschritt und Zerstörung - wie Hans Schabus in seinem Video vom Kanaltal, wo Autobahn, Bundesstraße und Eisenbahn die letzten Felder aufbrauchen. Oder sie halten einfach Bilder dieser Menschen fest, seien es Maria Lassnigs Porträts der Leute in Feistritz oder das Video "Schuhplattler" der in Wien lebenden Türkin Songül Bayraz.

Dieser Veränderung des Blicks auf die Bauern widmet das Tiroler Landesmuseum "Ferdinandeum" in Innsbruck seine neue Ausstellung. "Kunst und Landwirtschaft" aus Anlass des 125-Jahr-Jubiläums der Landwirtschaftskammer Tirol, wurde am Dienstag eröffnet (bis 13. Jänner 2008).

Auch wenn im 19. und im 20. Jahrhundert viel Landwirtschaft und viele Bauern und Bäuerinnen gemalt wurden, die Bauern kümmerten sich kaum darum. Sie hängten keine solchen Kunstwerke in ihre Stuben. Dort war nur Platz für Andachtsbilder im Herrgottswinkel. Und sie gaben keine solchen Bilder in Auftrag. Eine rare Ausnahme hat das Ferdinandeum in Südtirol gefunden: Ein Weinbauer aus Bozen ließ sich mit seiner Frau in den 20er Jahren porträtieren.

Dass Bauern mit Bildern wenig anzufangen hatten, ist zum einen mit ihrem Selbstverständnis zu erklären. In ihren Stuben gab es - wie die Bilder im Ferdinandeum zeigen - ja auch keine Bücher. Zum anderen wird es durch Armut bedingt sein. Erschütternd karg und hart ist die "Bauernstube" von Egger-Lienz aus 1920. Erschütternd einsam sind die "Mütter", wie Egger-Lienz sie 1922/23 gemalt hat: zwei Frauen, deren Männer an der Front gestorben sind, eine mit einem Wickelkind im Arm, zwischen ihnen ein übergroßer Gekreuzigter als einziges Zeichen ihrer Hoffnung.

Die Ausstellung mit Werken von 1875 bis heute ist nach Themen geordnet, die jeweils mit alten und neuen Kunstwerken aufbereitet sind: Menschenbild, Stube, Arbeit, und Tierhaltung, Mahlzeit sowie Eigenes und Fremdes.Internet: www.tiroler-landesmuseum.at

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