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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
25. Jänner 2007
11:52 MEZ
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museum-folkwang.de 
Foto: APA/EPA/GEOFF CADDICK
Der Kuss wandert von London (Royal Arts Museum) weiter nach Essen.

Neue Sicht auf Welt-Kunstwerk
Auguste Rodins "Kuss" bis 8. April in zahlreichen Variationen im Essener Museum

Essen - Die Skulptur "Der Kuss" des französischen Bildhauers Auguste Rodin (1840-1917) steht im Mittelpunkt einer Ausstellung im Essener Museum Folkwang. Zu entdecken ist in zahlreichen Varianten der "wahre" Hintergrund des populären Kunstwerkes, das erst im Laufe der Zeit als Ikone inniger Liebe interpretiert worden ist. Die bis zum 8. April geöffnete Schau "Auguste Rodin. Der Kuss - Die Paare" lässt mit drei Dutzend weiteren Skulpturen sowie einer Reihe von Aquarellen, Zeichnungen und historischen Fotografien auch ein vielschichtigeres Bild des bedeutenden Bildhauers Rodin entstehen.

Scheint in der frühen, 1881/82 entstandenen Bronzeskulptur des nackten Paares die Frau den sich mit angespannten Muskeln und Körperhaltung wehrenden Mann regelrecht in die Umarmung zu zwingen, so verwischt dieses Bild in vielfältigen Überarbeitungen und Verkleinerungen im Laufe nur weniger Jahre völlig. Das von Rodin dargestellte unglückliche Paar aus Dantes Göttlicher Komödie "Paolo und Francesca", so der Urtitel des Werkes, wandelt sich zum gefühlvollen "Kuss" als Symbol inniger Erotik.

Verwandlung des "Kuss"

Als "letzten großen, figuralen Bildhauer, der Geschichten erzählt" sieht den Franzosen der Essener Ausstellungskurator Mario-Andreas von Lüttichau, der die Schau zusammen mit der Hypo-Kunsthalle in München erarbeitet hat. Anders als bei dieser vorhergehenden Station sind die Meisterwerke Rodins in Essen wie in einem Kunst- Salon ohne trennende Wände präsentiert und geben den Blick frei auf die langsame Verwandlung des "Kuss". Als zusätzliche Überraschung wird die "Collagetechnik" Rodins deutlich, der einmal gefundene Formen immer wieder für seine teils hocherotischen Darstellungen zärtlicher Paare nutzt. (APA/dpa)


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