Ein Rundgang | |
Über Essen, Verdauung und manipulierte Körperlichkeit - ausgewählte Werke im Zentrum für Kunst-und Medientechnologie in Karlsruhe. |
Die asiatischstämmige 31-jährige
Amerikanerin Patty Chang zeigt in Karlsruhe ihr Video Melons (at a loss) aus dem Jahr 1998. Einem Akt von
Selbstverstümmelung gleich schneidet sie die Körbchen eines übergroßen
Brüstehalter in die Hälfte, worauf Melonenhälften sichtbar werden.
Mit der Hand höhlt sie die Melone, isst das Fruchtfleisch und häuft die
Kerne auf einem Teller, den sie auf dem Kopf balanciert. Dazu erzählt sie
die Geschichte einer an Brustkrebs gestorbenen Verwandten. Chang arbeitet
immer wieder mit Nahrungsmitteln und thematisiert damit
Vergänglichlichkeit von Natur und Erinnerung. Auch mit Würsten und
Zitronen gestaltet sie ihre grotesken Performances. Bulimie Ebenfalls mit Essen und Konsumverhalten beschäftigt sich die New Yorker
Künstlerin Maureen Connor in ihrer Arbeit TASTE II von 1992. Mediale
Konstruktionen von Körpervorbildern bilden oft die Ursache von
Essstörungen. Dabei scheitern meist die Versuche, diesen Medienbilder zu
genügen.
Connors Arbeit von 1992 zeigt eine Waage mit eingebautem Monitor auf
einer flauschigen Badematte. Auf dem Monitor läuft ein Video, wo eine Frau
hemmungslos verschiedene Speisen in sich hineinstopft. Sie schlingt
Unmengen in sich hinein. Nach einer Weile wird das Video rückwärts
gespielt, sodass der Eindruck entsteht, die Speisen werden von ihr
erbrochen. Connors Arbeit ist eine Kritik des hemmungslosen
Konsumverhaltens und der gesellschaftlich bedingten Essstörungen einer
medial bedingten Welt. Virtuelle Manipulation Der bulgarische Künstler Petko Dourmana hat ein interaktives Webprojekt
mit dem Namen Metabolizer entworfen. Seit 1997 ist es im Netz und bietet
dem User eine Auswahl von chemischen Substanzen an, die das Aussehen des
menschlichen Körpers extrem beeinflussen können. Unterschiedliche
Chemikalien, Medikamente und Hormone können vom User ausgewählt werden und
in den Körper des virtuellen Probanden injiziert werden. Sofort ist der
direkte Einfluss der Präparate auf Erscheinungsbild oder Geschlecht der
virtuellen Figur zu sehen. Über einen Online-Chat können persönliche Drogenerfahrungen und die
körperlichen Auswirkungen der in der Arbeit thematisierten Substanzen von
verschiedenen Usern ausgetauscht werden. Der metabolische Prozess, den
chemische Drogen im Körper auslösen, wird von Dourmana anschaulich
sichtbar gemacht. | ||||||