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Sie waren beide – jeder auf seine Art – prägende Gestalten in der
österreichichen Kulturszene der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die
Idee, sie in einer Ausstellung gemeinsam zu würdigen, konnte allerdings
wohl nur den Veranstaltern im Kunst Haus kommen;wenn auch aus nahe
liegenden Gründen. Ob sich Thomas Bernhard zur windschiefen Architektur
Friedensreich Hundertwassers geäußert hat, er, der sich in karg möblierte,
weiß gekalkte, nur vom Duft des Holzes erfüllte Bauernhäuser zurückgezogen
hat, das ist nicht überliefert.
Gegenüberstellung. Wie auch immer, wir können jetzt dem scheuen Dichter
und dem gern in aller Öffentlichkeit über seine grünen Theorien
philosophierenden Maler nachspüren. Fotografien von Erika Schmied stellen
„Bernhards Österreich“ und „Hundertwassers Paradiese“ einander gegenüber.
Der Poet, der sich seitenweise über die Notwendigkeit ausgelassen hat,
sich auf den Aborten des Wiener Musikvereins die Nase zuhalten zu müssen,
versus Hundertwassers Humustoilette. Ein charmantes Duell.
Faszinierend ist es freilich nicht nur für Erika Schmied, den
Schauplätzen von Bernhards Romanen und Theaterstücken nachzuspüren. Wo
steht das „Kalkwerk“ wirklich und wie sieht es aus? Wo gibt es die viel
zitierte Frittatensuppe? Durch welche Orte führt die Odyssee auf der Suche
nach der verlorenen Zürcher Zeitung?
Auf der anderen Seite die
Zufluchtstätten des Friedensreich Hundertwasser – ein Bauernhof in der
Normandie, ein aufgelassenes Sägewerk im Waldviertel, ein Garten samt
Gartenhäuschen in Venedig und zuletzt die Bay of Islands in Neuseeland.
Ja, das KunstHaus nicht zu vergessen, nach ihm benannt und jetzt eben
Schauplatz dieser ungewöhnlichen fotografischen Spurensuche.
©
Die Presse | Wien
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