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Hauptausgabe vom 10.10.2002 - Seite 007
LENTOS KUNSTMUSEUM: Erste Ausstellungen fix, Einbezug in künftige Klangwolken-Konzepte

Pariser Schule zieht an die Donau

VON REINHOLD TAUBER

Am architektonischen Rahmen wird mit Hochdruck gearbeitet. Der inhaltlich-philosophische Rahmen und auch Zeitpläne stehen fest für das große neue Linzer Kunstmuseum "Lentos" an der Donau in Nachbarschaft des Brucknerhauses und in Blick-Kombination mit dem Ars Electronica Center am Urfahrer Nibelungen-Brückenkopf.

Die Eröffnung ist mit 18. Mai 2003 terminisiert. Dazu wird auf den neuen Schau-Ebenen eine repräsentative Präsentation der Eigenbestände gezeigt (wenn aus dem großen Fundus, der sich angesammelt hat, auch dann nur ein Bruchteil gezeigt werden kann).

Pariser Schule erste Schau

Entsprechend der Philosophie, hier die Kunst des 20. Jh. mit den technisch erweiterten Perspektiven für das 21. Jh. in kontinentalen bis zu globalen Zusammenhängen darzubieten, ist die erste große Ausstellung bis in die erste Jahreshälfte 2004 eine Präsentation der "École de Paris". Das sind zeitlich unterscheidbare Gruppierungen von den 20er-Jahren (etwa Chagall oder Modigliani) bis herauf in die 60er- Jahre (mit Poliakoff oder Hartung). Später verzweigten sich die künstlerischen Bestrebungen, und unter "École de Paris" sammelten sich Gruppen wie die "Abstrakten Expressionisten", Tachisten, Neu-Konstruktivisten u. a.

Hier einen großen Bogen zu zimmern, ist eine große, reizvolle Aufgabe. Es ist wohl die letzte, mit der sich Peter Baum in seiner Rolle als Direktor des Hauses beschäftigt.

Im April 2004 wird er offiziell in den Ruhestand treten. Um einen reibungslosen Leiter-Übergang zu ermöglichen, wird die Position im Frühjahr 2003 international ausgeschrieben. Bis Herbst soll die neue Leiter-Persönlichkeit feststehen und mit einem Sondervertrag für die Zwischenzeit verpflichtet werden, in der sie schon parallel mit Baum in die Arbeit in Linz einsteigt.

Was neue Dienstverträge anlangt, wird derzeit in der Stadt überlegt (analog dem Land), nur noch Fünfjahresverträge abzuschließen, mit einer Verlängerung um nochmals fünf Jahre. Dann sollte wieder frisches Ideen- und Organisationsblut zufließen.

Die eingangs erwähnte Blick-Nachbarschaft zum AEC in Urfahr ist nicht zufällig, sondern symbolisch und sollte auch funktionell in Zukunft greifen. Denn in dem neuen Kunstmuseum müssen die neuen Medien mit ihren Möglichkeiten natürlich Raum finden, und eine Vernetzung mit dem AEC und seinen Möglichkeiten sollte für eine neue Ideen-Konstruktion verbindlich sein.

Eine weitere funktionale Möglichkeit wird für die künftigen Klangwolken erwogen: Wie man die glänzende, riesige Fassade des Lentos als Aktionsebene einbinden könnte, auch mit Einbezug des AEC. Was bedeuten würde, dass sich auch die Klang- und die optischen Strategien vom Geschehens-Kernraum direkt vor dem Brucknerhaus in Richtung Nibelungenbrücke verschieben müssten.

Das aber ist Zukunftsmusik, für die noch kein Komponist fix bestellt ist.


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