Seitdem der Bund seine Museen in die
Vollrechtsfähigkeit entlassen hat, sind sie zunehmend auf Unterstützung
durch Sponsoren angewiesen.
Die Museumsdirektoren behaupten sich im Wettbewerb um die 37 Millionen
Euro, die jährlich von österreichischen Firmen für Kultursponsoring
ausgegeben werden, mit sehr unterschiedlichem Erfolg. Der folgende Beitrag
berichtet über die Erfahrungen vier Jahre nach der Ausgliederung.
Billige Werbefläche Kunst
Kunst ist zur billigen Werbefläche geworden. Gar mancher
Museumsdirektor sieht sich schon mit Logos am Revers, mit Firmen-Kappe bei
der Vernissage oder gar mit eintätowierten Werbesprüchen als ganz
konkreten Albtraum.
Denn die Zahl der Mitbewerber ist in den ersten vier Jahren seit den
ersten Ausgliederungen um das 10- bis 15-fache gestiegen - selbst einzelne
Künstler oder auch kommerzielle Galerien begeben sich schon auf die Jagd
nach Sponsoren.
Dumpingpreise
Dumpingpreise sind an der Tagesordnung. Neuerdings gibt es sogar
Kulturveranstalter, die Sponsoren ganz umsonst bedienen. So erklärte Josef
Resch, als er mit dem renommierten "Alvin Ailey American Dance Theatre"
ein Pilotprojekt in der Volksoper startete:
"Es gibt Sponsoren, die bei diesem Test von uns Benefits bekommen, die
ich jetzt nicht im Detail erörtern möchte, wo der Sponsor nichts dafür
bezahlt, wo man ihn einlädt und zeigt, wohin geht es, dahin können wir
gemeinsam den Weg gehen, das ist das Ziel. Und jeder, der von diesen
Leuten da war und in den nächsten Tagen kommt, kann sehen: das
funktioniert und kann sagen: das ist eine wunderbare Idee, da will ich
dabei sein", so Resch.
Waldner's Strategie
Offenen Streit um Sponsoren gab es nur im Wiener Museumsquartier, wo
nach der Eröffnung des Quartiers 21 fast 40 Kultur-Initiativen auf engstem
Raum nebeneinander existieren werden.
Diese Revierstreitigkeiten sind weit mehr als bloße Hahnenkämpfe, die
Wolfgang Waldner, Geschäftsführer des Museumsquartiers durch strikte
Regeln im Zaum zu halten versucht: und zwar, indem er die Nutzung der
öffentlichen Flächen ganz allein für die Dachgesellschaft reserviert,
hinter der der Bund steht.
Branchen-Exklusivität
"Aus der Sicht der Sponsoren gibt es immer die Branchen-Exklusivität
und selbstverständlich muss man - vor allem, wenn man langfristige
Verträge abschließt - darauf Rücksicht nehmen", erläutert Waldner.
"Denn wenn sie einer Autofirma einen Vertrag anbieten und die findet
dann den Namen oder das Logo einer Konkurrenzfirma irgendwo auf ihren
Werbemitteln, dann sind sie in den meisten Fällen vertragsbrüchig. Kein
Sponsor würde so einem Vertrag zustimmen", so der MQ-Geschäftsführer.
Damit nicht alle, die in diesem Boot sitzen, in eine andere Richtung
rudern, wurde kürzlich aber eine Direktorenkonferenz gegründet, um das
äußere Erscheinungsbild des Musemsquartiers demokratisch zu regeln.
"Warten auf Reform"
Brigitte Kössner von der "Initiative Wirtschaft für Kunst" erklärt zur
Sponsoring-Problematik: "Wir warten seit einigen Jahren auf eine Reform in
diesem Bereich, weil der Sponsoring-Erlass wenigstens eine Absetzbarkeit
von Kulturveranstaltungen möglich macht, wenn sie einem größeren
Personenkreis zugänglich gemacht werden oder wenn auch medial genannt
wird."
"Das Riesenproblem ist, dass speziell Klein- und Mittelbetriebe, die
vielleicht nicht diese Medienpräsenz oder diese Breitenwirkung erreichen,
vom Fiskus eventuell nicht mit bedacht werden, weil es nach wie vor am
Ermessen des jeweiligen Finanzbeamten liegt", meint Kössner.
Optimistisches Hoffen
Brigitte Kössner ist aber optimistisch, dass die Verhandlungen, die
Kunststaatssekretär Franz Morak für den Herbst in Aussicht gestellt hat,
zum Ziel führen werden.
Morak: Steuerliche Anreize
Und mittlerweile hat sich Kunst-Staatssekretär Franz Morak zu Wort
gemeldet: Er will steuerliche Anreize in Sachen Kunst nun im Rahmen der
geplanten Steuerreform schaffen. "Wir müssen das Fördersystem erweitern.
Der Markt ist gefordert. Hier müssen wir entsprechende Möglichkeiten
schaffen.", so Morak im Interview mit der APA.
"Wir werden diese Überlegungen in die Steuerreformkommission einbringen
und darüber reden, wie es mit der Absetzbarkeit von Kunstankäufen
aussieht." Überlegungen in diese Richtung gebe es auch für
Kultur-Sponsoring.
Vorarbeit geleistet
"Wir haben die Vorarbeiten dazu geleistet. Das ist Teil des
Koalitionsabkommens. Wie dieses Thema ausgehen wird, kann ich noch nicht
sagen, aber ich bin guten Mutes", sagte Morak.
Aber auch in anderen Bereichen - Stichwort Filmförderung - müsse man
ein System schaffen, das den schwierigen Schritt vom Fördersystem in den
Markt erleichtere, stellte Morak in einer Bilanz seiner zwei einhalb Jahre
dauernden Tätigkeit als Staatssekretär am Montag fest.
Maecenas: Kunstsponsoring-Preis
Ein Beitrag in diesem Zusammenhang ist der Kunstsponsoring-Preis
"Maecenas". Er wurde vom Wiener "Management Club" und der aus ihr
hervorgegangenen Initiative "Wirtschaft für Kunst" gestiftet. Verliehen
wird er jährlich an Unternehmen "für die Förderung von qualitativ
hochwertigen Kunstprojekten", die "ohne diese Unterstützung nicht hätten
verwirklicht werden können", erklärt Brigitte Kössner.
Bereits zum 14. Mal
Bereits zum vierzehnten Mal wird der undotierte Österreichische
Kunstsponsoring-Preis dieses Jahr vom IWK gemeinsam mit dem ORF vergeben.
Unternehmen, die ein Konzept für Kunstsponsoring vorlegen, können sich bis
zum 20. September anmelden. Die Preisverleihung wird im November im Rahmen
des "ImperialKunstSalons" im Hotel Imperial stattfinden.
Weiters wird heuer zum zweiten Mal der gleichermaßen undotierte
"Niederösterreichische Kultursponsoring-Preis" vergeben, eine Initiative
des IWK in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Niederösterreich und der
"Eco Plus Entwicklungsagentur". Ebenfalls vorgestellt wurde im vergangenen
Juni der "Österreichische Sponsoring-Führer 2002". "Er bietet den
österreichischen Unternehmen einen Überblick über die aktuelle
Kunst-Sponsoring-Situation", so Brigitte Kössner.
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