Ein Trapezakt

Waren die Museen bisher ein geschützter Bereich, so müssen sie heute den harten Regeln freier Marktwirtschaft folgen. Nun sollen gesetzliche Steuer-Anreize im Kunstbereich geschaffen werden, so Staatssekretär Franz Morak.
Von Sabine Oppolzer.


Seitdem der Bund seine Museen in die Vollrechtsfähigkeit entlassen hat, sind sie zunehmend auf Unterstützung durch Sponsoren angewiesen.

Die Museumsdirektoren behaupten sich im Wettbewerb um die 37 Millionen Euro, die jährlich von österreichischen Firmen für Kultursponsoring ausgegeben werden, mit sehr unterschiedlichem Erfolg. Der folgende Beitrag berichtet über die Erfahrungen vier Jahre nach der Ausgliederung.

Billige Werbefläche Kunst

Kunst ist zur billigen Werbefläche geworden. Gar mancher Museumsdirektor sieht sich schon mit Logos am Revers, mit Firmen-Kappe bei der Vernissage oder gar mit eintätowierten Werbesprüchen als ganz konkreten Albtraum.

Denn die Zahl der Mitbewerber ist in den ersten vier Jahren seit den ersten Ausgliederungen um das 10- bis 15-fache gestiegen - selbst einzelne Künstler oder auch kommerzielle Galerien begeben sich schon auf die Jagd nach Sponsoren.

Dumpingpreise

Dumpingpreise sind an der Tagesordnung. Neuerdings gibt es sogar Kulturveranstalter, die Sponsoren ganz umsonst bedienen. So erklärte Josef Resch, als er mit dem renommierten "Alvin Ailey American Dance Theatre" ein Pilotprojekt in der Volksoper startete:

"Es gibt Sponsoren, die bei diesem Test von uns Benefits bekommen, die ich jetzt nicht im Detail erörtern möchte, wo der Sponsor nichts dafür bezahlt, wo man ihn einlädt und zeigt, wohin geht es, dahin können wir gemeinsam den Weg gehen, das ist das Ziel. Und jeder, der von diesen Leuten da war und in den nächsten Tagen kommt, kann sehen: das funktioniert und kann sagen: das ist eine wunderbare Idee, da will ich dabei sein", so Resch.

Waldner's Strategie

Offenen Streit um Sponsoren gab es nur im Wiener Museumsquartier, wo nach der Eröffnung des Quartiers 21 fast 40 Kultur-Initiativen auf engstem Raum nebeneinander existieren werden.

Diese Revierstreitigkeiten sind weit mehr als bloße Hahnenkämpfe, die Wolfgang Waldner, Geschäftsführer des Museumsquartiers durch strikte Regeln im Zaum zu halten versucht: und zwar, indem er die Nutzung der öffentlichen Flächen ganz allein für die Dachgesellschaft reserviert, hinter der der Bund steht.

Branchen-Exklusivität

"Aus der Sicht der Sponsoren gibt es immer die Branchen-Exklusivität und selbstverständlich muss man - vor allem, wenn man langfristige Verträge abschließt - darauf Rücksicht nehmen", erläutert Waldner.

"Denn wenn sie einer Autofirma einen Vertrag anbieten und die findet dann den Namen oder das Logo einer Konkurrenzfirma irgendwo auf ihren Werbemitteln, dann sind sie in den meisten Fällen vertragsbrüchig. Kein Sponsor würde so einem Vertrag zustimmen", so der MQ-Geschäftsführer.

Damit nicht alle, die in diesem Boot sitzen, in eine andere Richtung rudern, wurde kürzlich aber eine Direktorenkonferenz gegründet, um das äußere Erscheinungsbild des Musemsquartiers demokratisch zu regeln.

"Warten auf Reform"

Brigitte Kössner von der "Initiative Wirtschaft für Kunst" erklärt zur Sponsoring-Problematik: "Wir warten seit einigen Jahren auf eine Reform in diesem Bereich, weil der Sponsoring-Erlass wenigstens eine Absetzbarkeit von Kulturveranstaltungen möglich macht, wenn sie einem größeren Personenkreis zugänglich gemacht werden oder wenn auch medial genannt wird."

"Das Riesenproblem ist, dass speziell Klein- und Mittelbetriebe, die vielleicht nicht diese Medienpräsenz oder diese Breitenwirkung erreichen, vom Fiskus eventuell nicht mit bedacht werden, weil es nach wie vor am Ermessen des jeweiligen Finanzbeamten liegt", meint Kössner.

Optimistisches Hoffen

Brigitte Kössner ist aber optimistisch, dass die Verhandlungen, die Kunststaatssekretär Franz Morak für den Herbst in Aussicht gestellt hat, zum Ziel führen werden.

Morak: Steuerliche Anreize

Und mittlerweile hat sich Kunst-Staatssekretär Franz Morak zu Wort gemeldet: Er will steuerliche Anreize in Sachen Kunst nun im Rahmen der geplanten Steuerreform schaffen. "Wir müssen das Fördersystem erweitern. Der Markt ist gefordert. Hier müssen wir entsprechende Möglichkeiten schaffen.", so Morak im Interview mit der APA.

"Wir werden diese Überlegungen in die Steuerreformkommission einbringen und darüber reden, wie es mit der Absetzbarkeit von Kunstankäufen aussieht." Überlegungen in diese Richtung gebe es auch für Kultur-Sponsoring.

Vorarbeit geleistet

"Wir haben die Vorarbeiten dazu geleistet. Das ist Teil des Koalitionsabkommens. Wie dieses Thema ausgehen wird, kann ich noch nicht sagen, aber ich bin guten Mutes", sagte Morak.

Aber auch in anderen Bereichen - Stichwort Filmförderung - müsse man ein System schaffen, das den schwierigen Schritt vom Fördersystem in den Markt erleichtere, stellte Morak in einer Bilanz seiner zwei einhalb Jahre dauernden Tätigkeit als Staatssekretär am Montag fest.

Maecenas: Kunstsponsoring-Preis

Ein Beitrag in diesem Zusammenhang ist der Kunstsponsoring-Preis "Maecenas". Er wurde vom Wiener "Management Club" und der aus ihr hervorgegangenen Initiative "Wirtschaft für Kunst" gestiftet. Verliehen wird er jährlich an Unternehmen "für die Förderung von qualitativ hochwertigen Kunstprojekten", die "ohne diese Unterstützung nicht hätten verwirklicht werden können", erklärt Brigitte Kössner.

Bereits zum 14. Mal

Bereits zum vierzehnten Mal wird der undotierte Österreichische Kunstsponsoring-Preis dieses Jahr vom IWK gemeinsam mit dem ORF vergeben. Unternehmen, die ein Konzept für Kunstsponsoring vorlegen, können sich bis zum 20. September anmelden. Die Preisverleihung wird im November im Rahmen des "ImperialKunstSalons" im Hotel Imperial stattfinden.

Weiters wird heuer zum zweiten Mal der gleichermaßen undotierte "Niederösterreichische Kultursponsoring-Preis" vergeben, eine Initiative des IWK in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Niederösterreich und der "Eco Plus Entwicklungsagentur". Ebenfalls vorgestellt wurde im vergangenen Juni der "Österreichische Sponsoring-Führer 2002". "Er bietet den österreichischen Unternehmen einen Überblick über die aktuelle Kunst-Sponsoring-Situation", so Brigitte Kössner.

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